Frage an Britta Dassler von Kerstin G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Dassler,
es liegt mir sehr am Herzen, dass die alte Tradition der Schäferei erhalten bleibt, weil sie eine der artgerechtesten und naturverbundensten Nutztierhaltung ist, gutes Fleisch, gute Milch oder Käse hervorbringt und zugleich die Kulturlandschaft pflegt, in dem sie quer durch Deutschland auf uralten Routen die Biodiversität fördert.
Eine Weidetierprämie, von der EU festgelegt, könnte der sterbenden Tradition zum Überleben verhelfen, was bereits die Mehrzahl der EU Länder tun. Es gibt eine Petition vom Bundesverband der Berufsschäferei e.V., die sich dafür einsetzt. Können Sie sich vorstellen, sich für diese Berufsrandgruppe einzusetzten, damit diese unter den gegebenen Umständen, wie zunehmender Verkehr, Bürokratie, Rückkehr des Wolfs und abnehmender Weideflächen überleben kann?
Mit freundlichen Grüßen
K. G.
Sehr geehrte Frau Gründig,
vielen Dank für Ihre Fragestellung.
Wir als FDP-Fraktion erkennen die Leistungen der Schäfer für den Schutz der Natur und die Pflege der Landschaft an. Sie beweiden mit ihren Tieren in vielen Fällen extensiv genutztes Grünland mit einem großen ökologischen Wert oder tragen durch die Beweidung von Deichen maßgeblich zum Hochwasser- und Küstenschutz bei. Zudem pflegen wir im Gegensatz zu anderen Fraktionen im Deutschen Bundestag kein romantisch-verklärendes Verhältnis zu Prädatoren wie Wolf oder Luchs, die, wie mittlerweile in immer mehr Regionen in Deutschland festzustellen ist, eine ernsthafte wirtschaftliche Bedrohung für jegliche Form der Weidehaltung darstellen. Die Leistungen der Schäfer gilt es, auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Herausforderungen durch den Wolf, zu würdigen und für die Zukunft zu sichern. An der nötigen Motivation im Berufstand mangelt es nicht. Neben zunehmenden Problemen durch die Verbreitung des Wolfes fehlt den Schäfern aktuell aber schlicht eine wirtschaftliche Grundlage. Diese Tatsache erkennen wir Freien Demokraten ausdrücklich. Der Verkauf von Lämmern, Wolle und Milch reicht oft nicht einmal aus, um die entstehenden Kosten zu decken. Vor diesem Hintergrund ist es nachzuvollziehen, dass aktuelle Betriebsinhaber möglichen Nachfolgern von einer Weiterführung der Betriebe abraten.
Aus diesen Gründen unterstütze ich die Forderung der Schäfer nach einer Weideprämie. Nach meiner Überzeugung darf der Grundsatz der Entkoppelung der Direktzahlungen von der Produktion, der in Deutschland konsequent verfolgt wurde, jedoch nicht aufgegeben werden. Dieser Grundsatz muss auch für ein noch so gutes Ziel, nämlich die Würdigung der Leistungen für Umwelt- und Naturschutz, die die Schafhaltung ohne Zweifel in einem bedeutenden Umfang für die Gesellschaft erbringt, gelten. Konsequenterweise muss die Würdigung dieser Leistungen über die zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU erfolgen, die genau dafür vorgesehen ist. Dafür setze ich mich ein.
Mit freundlichen Grüßen,
Britta Dassler