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Brigitte Pothmer
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Frage von Peter N. •

Frage an Brigitte Pothmer von Peter N. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Frau Pothmer,

von 240.000 neuen Arbeitsplätzen in Deutschland sollen 2014 nur 40.000 an
Arbeitslose gehen, der Rest an Zuwanderer, wenn man der Prognose in diesem
Bericht glauben kann:

http://www.bild.de/geld/wirtschaft/aufschwung/deutsche-wirtschaft-schiesst-nach-oben-34009468.bild.html

Eine bessere Ausbildung von Problemgruppen ist dringend erforderlich. Die Arbeitgeberverbände schieben das meines Wissens oft auf die mangelnde Sozialkompetenz von Schulabgängern.

2012 gab es ein Minus bei den Ausbildungsplätzen.
Wie Sie anhand dieses Links sehen können:

www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2013/04/PD13_136_212.html

Ist es für die Betriebe nicht günstiger, ausgebildete Menschen einzustellen? Verursacht das in anderen Ländern nicht einen Mangel an Fachkräften?

Ich bin 35 Jahre alt, bekomme 410 Euro von einer privaten BU, weil ich krank bin und weil ich eine Berufskrankheit habe. Daher bekomme ich vom Amt nur geringfügig Geld. Als ich für 2013 eine Lehrstelle hatte, hat das Amt mir diese nicht bewilligt, da man Hartz IV angeblich nur bei einer Erstausbildung bekommt. Warum ist das so?

Sollte die Politik nicht nur darauf schauen, dass Deutschland wettbewerbsfähig bleibt, sondern auch darauf, dass die ArbeitnehmerInnen es werden?

Stimmt es, dass ausländische Auszubildende Fahrkosten bekommen, um nach Hause zu fahren? Das steht heute auf Seite 6 im Südkurier im Bericht " Grünes Licht für den Arbeitsmarkt". Und wer bezahlt das? Ich kann mir nämlich nicht mehr mal Fahrten zu Fachärzten leisten und bekomme aufgrund eines Patientenstopps hier keinen Hausarzt. Ich wäre auf solche Hilfen dringend angewiesen. Mir werden Steine in den Weg gelegt, anstatt mir- mit meiner schweren Schmerzkrankheit- zu helfen.

Statt Kehrjobs vom Amt und m.E. unsinnigen Kursen, brauchen Arbeitslose m.E. eine richtige Hilfe, um wieder arbeiten zu dürfen. Stimmen Sie dem zu?

Mit freundlichen Grüßen

Peter Nobel

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Nobel,

Sie haben Recht: Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt geht an vielen, insbesondere langzeitarbeitslosen Menschen vorbei. Trotz des viel beschworenen "deutschen Jobwunders" und der steigenden Erwerbstätigenzahlen haben wir in Deutschland erheblichen Probleme am Arbeitsmarkt.

Dafür verantwortlich sind u.a. die dramatischen Kürzungen, die die letzte Bundesregierung bei der Arbeitsförderung vorgenommen hat. Dadurch konnten die Jobcenter nicht genug in die Qualifizierung von Arbeitslosen investieren. Eine gute und nachgefragte Qualifikation ist aber nach wie vor die beste Voraussetzung, um wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Daher möchte ich Sie auch darin bestärken, weiter nach einer Alternative zu Ihrem erlernten Beruf zu suchen und sich in Richtung einer möglichen Umschulung beraten zu lassen. Für Arbeitslose mit einer Erstausbildung bietet sich eine Umschulung an, denn diese setzt die bereits erlernten Grundkenntnisse voraus und dauert daher nicht so lange wie eine Ausbildung. Eine Umschulung kann durch das Jobcenter oder gegebenenfalls die Rentenversicherung, Unfallversicherung oder Berufsgenossenschaft gefördert werden.

Grundsätzlich wollen wir Grünen, dass die Jobcenter endlich mit mehr Kompetenzen, mit mehr Mitteln und mit mehr gut qualifiziertem Personal ausgestattet werden. Außerdem fordern wir einen verlässlichen Sozialen Arbeitsmarkt, mit dem Arbeitslose mit besonders schweren Problemen wieder Zugang zum Arbeitsmarkt finden können. Für diese Ziele werde ich mich weiter einsetzen, denn leider ist bei der neuen schwarz-roten Bundesregierung von einem Politikwechsel bisher nichts zu spüren.

Sie sprechen zu Recht auch das Thema Ausbildung an, denn hier steht es ebenfalls nicht zum Besten. 2013 wurden so wenige Ausbildungsverträge wie noch nie seit der Einheit abgeschlossen und nur noch gut ein Fünftel aller Betriebe bildet überhaupt aus. 84.000 junge Leute, die 2013 die Schule verlassen haben, suchen immer noch einen Ausbildungsplatz. Ich sehe hier zum einen die Betriebe in der Pflicht: Sie dürfen nicht nur über den Fachkräftemangel klagen, sondern müssen auch selbst einen aktiven Beitrag leisten und wieder mehr ausbilden. Dabei helfen kann zum anderen ein besseres System, das alle Ausbildungsplatzsuchenden versorgt und es zudem Betrieben leichter macht, sich an Ausbildung zu beteiligen.

Ich möchte jedoch davor warnen, die Schuld an der Lage der Arbeitslosen den Zuwanderern zu geben. Alle Prognosen belegen, dass wir wegen des demografischen Wandeln in Zukunft auf eine wachsende Zahl von Zuwanderern angewiesen sein werden, um den Fachkräftebedarf der deutschen Wirtschaft zu decken. Wir brauchen aber nicht nur sie, sondern selbstverständlich auch diejenigen, die zurzeit nicht genügend Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Das sind zum Beispiel Ältere, Menschen mit Behinderungen oder Frauen, die häufig unfreiwillig nur Teilzeit arbeiten. Die Zahl der Erwerbstätigen wird in Deutschland so stark zurückgehen, dass wir es uns in Zukunft nicht mehr leisten können, auch nur auf einen Menschen zu verzichten. Darum sollten wir keine Gruppe gegen die andere ausspielen, sondern mit einer klugen Politik optimale Voraussetzungen für alle schaffen.

Mit freundlichen Grüßen

Brigitte Pothmer