Frage an Brigitte Pothmer von gunther t. bezüglich Umwelt
s.g. fr. pothmer,
habe gehört, dass es bald einige monstertrassen (380kV-Freileitungen) mit riesenmasten (grössenordnung kölner dom) quer duch südniedersachsen geben soll, welche die alten kleineren leitungen ablösen sollen, welche nicht mehr ausreichen werden, den europäischen stromtransport zu gewährleisten. Sind sie für erdkabel (sparsame HGÜ-kabeltechnik) oder für freileitungen, welche landschaft und grundstücke entwerten ?
Sehr geehrter Herr Toffel,
Bündnis 90/Die Grünen haben sich hier klar für Erdkabel statt Hochspannungsmasten positioniert. Das gilt in Niedersachsen und bundesweit. Dass die deutschen Stromnetze ausgebaut werden müssen, ist unumstritten: Sie sind technisch veraltet, regional lückenhaft und zumeist nicht in der Lage, den wachsenden Anteil erneuerbar erzeugten Stroms aufzunehmen und zu verteilen. Daher unterstützen wir den geplanten Ausbau des Stromnetzes, jedoch nicht mittels landschaftsverschandelnder Hochspannungsmasten. Erdkabel sind ökologisch verträglicher und in der Bevölkerung weit mehr akzeptiert als Masten. Wir wollen deshalb die Erdverkabelung in allen ökologisch sensiblen Bereichen sowie in der Nähe von Wohnsiedlungen. Die Bundesregierung schlägt dagegen nur fünf Modellprojekte vor, in denen Erdkabel verlegt werden können – nicht aber müssen! Letztlich dürfen also die Energiekonzerne selbst entscheiden. Da ist Widerstand programmiert.
Um die lange Planungszeit von rund 10 Jahren dennoch zu verkürzen, will die Bundesregierung die Beteiligungs- und Klagerechte der betroffenen Bürgerinnen und Bürger einschränken. Zugunsten der Energiekonzerne sollen Bürgerrechte abgebaut werden. Das lehnen wir ab! Die Mehrkosten für Erdkabel halten wir für vertretbar. Erstens verkürzen Kabel die Planungs- und Bauzeit, zweitens sind sie weniger störanfällig, was die Betriebskosten senkt. Das Bundesumweltministerium hat berechnet, dass wenn alle sensiblen Strecken der neu geplanten Trassen verkabelt würden, ein 3-köpfiger Durchschnitthaushalt lediglich mit 1 bis 6 Cent im Monat belastet würde. Dennoch hat Bundesumweltminister Gabriel der konzernfreundlichen Linie von Glos nachgegeben. Um unser Stromnetz zukunftstauglich zu machen, braucht es mehr als neue Leitungen. Um das festgelegte Mindestziel von 30% und mehr erneuerbar erzeugtem Strom bis 2020 zu erreichen,brauchen wir intelligente Netze, die jederzeit den anfallenden Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse aufnehmen und über weite Strecken verteilen können. Diese drängende Weichenstellung für die Zukunft hat die Große Koalition ignoriert. Damit ist sie ihrer Verantwortung für den zukunftsfähigen Ausbau der Elektrizitätsnetze nicht gerecht geworden.
Brigitte Pothmer