Frage an Brigitte Pothmer von Veit M. bezüglich Recht
Ihr Interview, in der HAZ habe ich interessiert gelesen. Ich finde es andererseits schade, dass Sie sich nicht auf meine Fragestellung zum Thema Familie einlassen. Die Grünen mögen ihre Verdienste haben, bei Umwelttehmen aber auch auf sozialem Gebiet. Nun habe ich den Eindruck, das Ihre Partei vornehmlich weibliche Lobby in diesem Land vertritt. Für mein Empfinden fördert Ihre Patei längst nicht mehr einen gewissen Ausgleich zwischen den Geschlechtern, es ist wohl eine Übervorteilung des Mannes eingetreten. Wie positionieren Sie sich persönlich hierzu? Ist an nachfolgendem Erfahrungsbericht etwas dran? http://www.gabnet.com/mw/lore2.htm Ist eine Politik wie sie derzeit noch vorherrscht nicht mit Grund dafür, dass es in Deutschland so relativ wenig Kinder gibt. Die Zahlen sind sicherlich auch Ihnen hinlänglich bekannt.
Sehr geehrter Herr Mühling,
ich freue mich, dass Sie mein Interview mit Interesse gelesen haben. Ihre Einschätzung, meine Partei würde "vornehmlich weibliche Lobby in diesem Land" vertreten, teile ich jedoch nicht.
Bündnis 90/Die Grünen treten ausdrücklich für Geschlechtergerechtigkeit und damit für gleiche Rechte und Chancen für Männer und Frauen ein. Geschlechtergerechtigkeit ist jedoch in vielen gesellschaftlichen Bereichen noch nicht ausreichend verwirklicht. So erhalten Frauen bspw. auch heute noch nicht selbstverständlich den gleichen Lohn wie Männer. Trotz gleichwertiger Qualifikationen sind Frauen in Führungspositionen nur unzureichend vertreten. Familien- und Erziehungsleistungen werden auch heute noch ganz überwiegend von Frauen erbracht; hierdurch entstehende berufliche Nachteile werden fast ausschließlich von Frauen getragen. Vor diesem Hintergrund bedarf es weiterhin einer auf Geschlechtergerechtigkeit gerichteten Gleichstellungspolitik. Die von meiner Partei hierfür entwickelten Instrumente, wie bspw. die Quote, halte ich persönlich für sehr erfolgreich und sehe sie als ein Markenzeichen bündnisgrüner Politik.
Zu dem von Ihnen angesprochenen "Erfahrungsbericht" von Herrn Reinhard möchte ich mich nicht näher äußern; Herr Reinhard vertritt hier weder unsere Positionen noch bewegt er sich im Rahmen der Grundsätze der Partei. Unsere Positionen zur Geschlechtergerechtigkeit finden Sie ausführlich in unserem Parteiprogramm (zu finden unter: www.gruene.de), die Grundsätze unserer Partei finden Sie allgemein zugänglich unter:
http://www.gruene-partei.de/cms/archiv/dok/15/15128.das_frauenstatut_von_buendnis_90die_grue.htm
Ich persönlich kann Ihnen hierzu nur sagen: ich bin stolz, Mitglied einer Partei zu sein, die sich wie keine andere die Gleichberechtigung der Geschlechter zur Aufgabe gemacht hat und hierfür auch parteiintern die notwendigen Voraussetzungen geschaffen hat.
Zu Ihrer abschließenden Frage: Die in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ geringe Geburtenrate läßt sich meiner Ansicht nach nicht monokausal erklären. Ganz sicher jedoch ist die Gleichstellungspolitik nicht als Ursache für die relativ geringe Geburtenrate in Deutschland verantwortlich zu machen. Das Gegenteil ist der Fall: im europäischen Vergleich ist besonders auffällig - und dies bestätigt auch die Forschung - dass die Geburtenrate in den Ländern besonders hoch liegt, die sich um eine hohe Präsenz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt bemühen und für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bessere institutionelle Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen. Zu nennen sind hier vor allem Frankreich und Schweden. Gleichstellungspolitik bleibt also auch in Hinblick auf den demografischen Wandel eine vordringliche politische Aufgabe.
Ich hoffe, Ihre Fragen hiermit ausreichend beantwortet zu haben und bitte Sie um Verständnis, dass ich nicht jede Anfrage unmittelbar beantworten kann.
Brigitte Pothmer