Frage an Brigitte Lösch von Katharina G. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Lösch,
die GRÜNEN haben sich bisher dankenswerterweise GEGEN Stuttgart 21 ausgesprochen.
Mich würde interessieren, wie Sie/Ihre Partei bei einem eventuellen Wahlerfolg und Einzug in die Regierung gegen die Umsetzung von Stuttgart 21 vorgehen würden?
Ist das ganze Projekt tatsächlich noch zu stoppen?
Wie sieht die Alternative aus?
Wofür würden Sie die frei gewordenen finanziellen Mittel verwenden?
Für eine Antwort auf diese Fragen bedankt sich im Voraus
Katharina Georgi-Hellriegel
Sehr geehrte Frau Georgi-Hellriegel,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage über den "abgeordnetenwatch" Mail vom 15.05.2010 zum Thema Stuttgart 21.
Ich beantworte gerne Ihre Fragen: "Mich würde interessieren, wie Sie/Ihre Partei bei einem eventuellen Wahlerfolg und Einzug in die Regierung gegen die Umsetzung von Stuttgart 21 vorgehen würden?
Ist das ganze Projekt tatsächlich noch zu stoppen?"
Ja - das Projekt ist noch zu stoppen - auch in Bayern wurde der endgültige Bau des Transrapids eingestellt, obwohl schon viele bauliche Maßnahmen in Vorfeld liefen.
Stuttgart 21 ist längst noch nicht in trockenen Tüchern, denn
· die Kostenschätzungen werden von den Ereignissen überholt (Explosion der Stahlpreise, Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm),
· es sind immer noch nicht alle Planfeststellungsabschnitte genehmigt, vor allem der Flughafenanschluss ist unsicherer denn zuvor,
· noch sind die Flügel des Bahnhofs nicht abgerissen und die Bäume im Schlossgarten nicht gefällt.
Schon allein bei der Verlegung der Gleise und Bahnsteige zeigt sich, dass die Bahn das Projekt nicht im Griff hat und Verzögerungen bis zu einem Jahr anstehen.
Dieses Beispiel zeigt, dass S 21 nicht das best geplante Projekt aller zeiten ist - im gegenteil, wenn schon so eine kleine Maßnahme den gesamten Zeitplan durcheinanderwirbelt, welche Verspätungen bringen dann esrt die grossen Bauabschnitte!
Es ist einfach ein schlecht geplantes Projekt aus den 80 er Jahren - und es sollte endlich die Alternative K 21 realisiert werden, das würde verkehrsstrategisch und finanzpolitisch mehr Sinn machen.
Wie sieht die Alternative aus?
--> die Modernisierung des Kopfbahnhofs (K 21) ist keine Alternative, sondern die Lösung!
Die Kosten für die Modernisierung des Kopfbahnhofs liegen deutlich unter den Baukosten von Stuttgart 21 - denn für den Kopfbahnhof würden nur ein Drittel der Tunnelstrecken benötigt. Aus diesem Grund geht das Büro Vieregg & Rössler davon aus, dass K 21 zu einem Viertel bis einem Drittel der Kosten von S 21 gebaut werden kann.
Und auch bei K 21 kann der Bahnhof an die Schnellbahntrasse angeschlossen werden - damit wäre Stuttgart auch ans europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen
Und ohne S 21 würde dem Regionalverkehr in Baden-Württemberg nicht das Geld entzogen (wie es jetzt schon der Fall ist).
Auch braucht es bei Kopfbahnhöfen nicht längere Zeit bzgl. Haltezeiten im Bahnhof
--> Erklärung Kopfbahnhof Lexikon:
Nach Einführung von Steuerwagen und Triebzügen im Nah- und Fernverkehr dauert die Wendezeit eines Zuges theoretisch nur noch so lange, wie der Lokführer zum Wechseln der Führerstände benötigt. Bei rege frequentieren Bahnhöfen - und das sind die meisten Kopfbahnhöfe - dauert der Fahrgastwechsel länger als diese Zeit, die der Lokführer für die erneute Betriebsbereitschaft benötigt.
Wofür würden Sie die frei gewordenen finanziellen Mittel verwenden?
--> auf jeden Fall würde ein Teil der Mittel wieder in den Regionalverkehr von Ba-Wü zurückfließen
Und ich würde die anderen freiwerdenden Mittel im Land und in Stuttgart für Bildung und frühkindliche Bildung einsetzen (Ganztagsschulen, Qualität der Kinderbetreuung verbessern und Kleinkindbetreuung ausbauen)
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Lösch