Frage an Brigitte Dmoch-Schweren von Marvin C. bezüglich Bildung und Erziehung
Liebe Frau D´moch,
als Schüler und zukünftiger Student interesse ich mich natürlich insbesondere für Bildungspolitik.
Im Laufe der letzten Legislaturperiode gab es für mich sehr erfreuliche Veränderungen wie die Abschaffung der Kopfnoten und der Studiengebühren, beides durch die Stimmen von SPD, Grünen und Linken. Für beides habe ich mich in den letzten Jahren zum Beispiel im Rahmen des Bildungsstreiks engagiert.
Weniger gefreut habe ich mich über den so genannten "Schul-Frieden" (von CDU, SPD & Grünen), der aus dem bisher fünfgliedrigen Schulsystems Nordrhein-Westfalens (Hauptschule, Realschule, Gesamtschule, Gymnasium, Förderschule) ein sechsgliedriges machen möchte (durch Entstehung einer Sekundarschule von Klasse 5-10 als weitere Schulform).
Für mich persönlich hat dieser Friedensschluss zwischen zwei in dieser Frage bisher konkurrierender Parteien (CDU und SPD) an sich keinen Wert und inhaltlich halte ich ihn zusätzlich für den exakt falschen Weg: Es ist doch im Grunde kaum noch umstritten, dass das selektive Schulsystem, das Kinder schon als Grundschüler*innen in Schubladen steckt, aus denen sie dann nur noch ganz schwer wieder herauskommen, ungerecht ist und die Spaltung der Gesellschaft manifestiert.
Hinzu kommt die Lage der Förderschüler*innen, die sich nocheinmal besonders als von der "normalen" Gesellschaft ausgeschlossen empfinden müssen und deren Inklusion längst überflüssig wäre (was natürlich zu großen Veränderungen der "Regelschulen" führen müsste, kleinere Klassen überall, individuelle Förderung aller, usw.)
Meiner Überzeugung nach sollte man also ein wirklich sozial gerechtes Bildungssystem im Sinne "einer Schule für alle" anstreben und meiner Meinung nach ist deshalb der "Schul-Frieden"
eine Erklärung, die diese Entwicklung auf Jahre verschiebt.
Mich würde deshalb interessieren, wie sie das aktuelle Schulsystem bewerten und welche Zukunft sie ihm wünschen. Außerdem, was sie vom sogenannten Schul-Frieden halten.
Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Clerval,
es ist nicht entscheidend wie die Schule heißt, sondern was drin steckt: gute Lehrer, kleine Klassen, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, Lehrmittelfreiheit. Schulen, in denen man sich wohlfühlt, in denen man leben und arbeiten kann, sind Voraussetzungen für gute Bildung. Der Schulkompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung! Aber wie das Wort schon sagt, es ist ein Kompromiss. Das Schulsystem zu verändern geht nicht mit Gewalt. Man muss dafür werben und die Eltern, Schüler und Lehrer mitnehmen. Ich gebe Ihnen Recht, dass wir durchaus auf Förderschulen verzichten können, wenn wir die Bedingungen an den Schulen im o.g. Sinne verändern. Dafür will ich mich einsetzen. Ich würde mich gerne mit Ihnen darüber unterhalten, wenn Sie mögen, rufen sie mich an. Ich freue mich.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte D´moch-Schweren