Frage an Bola Olalowo von Roman M. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Herr Olalowo,
zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre ausführliche Beantwortung meiner Fragen. Gerne komme ich auch in Ihre Sprechstunde, möchte aber gleich anmerken, dass Ihre Sprechzeiten (Do. 10-13 Uhr, Mi 14-17 Uhr) für die meisten Vollberufstätigen nur sehr schwierig darstellbar sind.
Zu Ihren Antworten habe ich noch Rückfragen:
Ich freue mich sehr darüber, dass auch der Politik aufgefallen ist, dass im Kiez eine zunehmende Verwahrlosung der "Allgemeinflächen" stattgefunden hat. Gemäß dem Grundsatz "Richtige Analyse ist schon die halbe Lösung", würde mich interessieren, auf welche Umstände Sie dies zurückführen und wie konkret seitens der Politik entgegengesteuert werden sollte.
Sie haben in Ihrer Aufzählung der "größten Negativentwicklungen" im ersten Absatz Ihrer Antwort das Thema Kriminalität nicht erwähnt. Gehe ich richtig davon aus, dass Sie dieses Thema als "wichtig, aber hinsichtlich des Kiezes nicht akut" bewerten und würden Sie mir die Gelegenheit geben, Ihnen an einem Samstag einige Geschäftsleute in der Auguste-Viktoria-Allee vorzustellen, die Ihnen deren Sicht der Dinge darstellen?
Leider zu Allgemein erschienen mir Ihre Aussagen zum Thema "Kiezentwicklung/Infrastruktur". Selbstverständlich würde sich jeder Mensch freuen, wenn im Kiez "gute, zukunftsträchtige Arbeitsplätze" entstünden. Hier habe ich verstanden, dass Sie durch eine verbesserte Verkehrsanbindung und die Schließung des Flughafen Tegel einen positiven Effekt erwarten.
Mich würde aber interessieren, 1) Wo konkret sich die Ihre Ideen von denen Ihrer Mitbewerber unterscheiden und 2) Warum die Schließung des Flughafens und die Schaffung zusätzlicher Gewerbeflächen auf diesem Gelände dazu beitragen wird, dass der Kiez für zukunftsträchtige Unternehmen interessant werden sollte. Normalerweise führt doch die Nähe zu einem Flughafen gerade zur Ansiedlung von Wirtschaft und nicht die Abwesenheit eines solchen.
Herzliche Grüße
R. M.
Sehr geehrter Herr Möller,
das ist eine durchaus interessante Debatte die sie da anregen, sie erinnert mich an meine Diplomarbeit zum Thema der "Neuen ökonomischen Geografie". Wie wirken sich Hubs - Verkehrsknotenpunkte - auf die lokale wirtschaftliche Entwicklung aus. Leider fehlt mir jetzt die Zeit zu einer ausführlichen Antwort, aber wir sollten das gerne mal in der nächsten Legislatur in einer öffentlichen Veranstaltung beleuchten.
Hier also nur in aller Kürze: Sicherlich ist für die Frage welche Bedeutung ein Hub auf eine Region hat, bedeutsam wie diese Region auch ansonsten aufgestellt ist. So zitiert die Wissenschaft hierzu die Auswirkungen des Baus einer schnellen Fernstraße: möglicher Effekt - bessere Versorgung mit Gütern und Zugang für neue Kunden führt zur Belebung der Wirtschaft, oder alternativ Arbeitskräfte und Unternehmen verlassen den Standort und agieren jetzt von einem schnell erreichbaren attraktiveren Standort.
Für Berlin, müssten wir hier überlegen, kommt die Wirtschaftskraft aus dem Zugang zu überregionalen Märkten, der durch einen Flughafen verbessert wird oder schöpft Berlin seine wirtschaftliche Kraft aus dem lokalen Markt unter Einschluss des Umlandes, so das die negativen Wirkungen des Flughafens stärker zum Tragen kommen. Gerade das Flughafenumfeld ist wenig attraktiv für Anwohner*innen aber auch für Kund*innen, er verschattet gleichsam das Gebiet. Vergleichen Sie die Wirkung auf die Gemeinde Schönefeld mit der Wirkung auf angrenzende Berliner Stadtteile.
Das Thema "Kriminalität" gerade in der Form wie sie hier im Kiez zu sehen ist, ist eher Symptom als ein genuines Problem (das die/den Einzelnen natürlich trotzdem massiv beeinträchtigen kann), das wir aber kaum isoliert lösen können sondern im Zusammenhang des eigentlichen Problems angehen müssen. Wir haben im letzten Jahr eine Veranstaltung dazu gemacht, was von der Schließung des Flughafens Tempelhof zu lernen ist, leider haben Sie sich hier nicht eingebracht. Hier können Sie nämlich sehr schön sehen, wie sich unmittelbar angrenzend an den Flughafen ein eigenes "Biotop" entwickelt, dass sich mit Wegfall ziemlich schnell verflüchtigt hat. Hier sehen Sie auch wie ein Quartier auflebt sobald der Fluch Flughafen von ihm genommen wird, sogar so stark, dass hier inzwischen eher das Problem der Verdrängung besteht als der mangelnden Attraktivität. Nicht zuletzt auch für Unternehmen und innovatives Gewerbe. Das ist natürlich immer ein knifflige Sache, das positive Beispiel reproduzieren zu wollen, aber ich glaube es ist eine gute Chance, die wir für Reinickendorf West haben.
Soviel nur einmal, aber wie gesagt lassen Sie uns die Diskussion fortführen.
Ich wünsche Ihnen ein schöne Wochenende, gehen Sie zur Wahl und wählen sie doch mal Grün, dass könnte diesmal etwas zum Besseren verändern.
mit besten Grüßen
Bola Olalowo, MdA