Frage an Birgit Kilian von Richard S. bezüglich Verkehr
Jeder, der länger im ländlichen Raum lebt, weiß, wie schwierig es ist, in benachbarte Städte zu kommen, weil der ÖPNV so schlecht ist. Da fühlt man sich auf dem Land echt abgehangen gegenüber "den Stadtmenschen", wo aller 5-10 Minuten der Bus oder die Bahn fährt. Natürlich weiß ich, dass der öffentliche Nahverkehr auf dem Land schon heute bezuschusst wird. Was wollen Sie dafür tun, damit sich die Lage für uns verbessert?
Lieber Herr S.,
ich bedanke mich herzlich für Ihre Frage, die ich im Folgenden gerne beantworte.
Als Vielfahrerin von Bus und Bahn erlebe auch ich täglich hautnah die großen Unterschiede zwischen Stadt und Land im ÖPNV. Es ist nicht nur die Taktung, die es den Menschen im ländlichen Raum erschwert, auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen, sondern auch das Ausdünnen ganzer Strecken. Ich bin sicher, wenn es uns gelingt, eine Kehrtwende in der Verkehrspolitik zu gewährleisten, dann steigen die Menschen noch häufiger um.
Für mich gilt ganz grundsätzlich, zukünftig nur noch solche Verkehrskonzepte zu fördern, die alle Verkehrsmittel beachten: den Fußgänger, den Radfahrer, den Mitfahrer und den Selbstfahrer. Zu lange haben wir nur auf den Straßenbau für den Individual- und Schwerlastverkehr gesetzt. Für unsere Region, das Nördliche Muldental mit der Stadt Wurzen, sehe ich eine Taktung der S-Bahn Richtung Leipzig im 20-Minuten-Takt als nächsten realistischen Schritt an. Dazu kommt noch der RE Dresden - Leipzig, der auch in einem Halb-Stunden-Takt immer hohe Fahrgastzahlen hätte. Hier muss die Deutsche Bahn mit dem notwendigen Druck aus dem Landtag und dem Landkreis stärker in die Pflicht genommen werden. Die Politik der Bahn, sich auf die ICE-Trassen zu konzentrieren, ist aus meiner Sicht zu kurz gesprungen. Denn die Menschen wollen auch im ländlichen Raum verlässlich ohne Auto von A nach B.
Weitere wichtige Schritte sind für mich der eine Verkehrsverbund für ganz Sachsen mit einheitlichen Tarifen und die Erweiterung des Erfolg-Modells 'Muldental in Fahrt' bis hin ins Wurzener Land. Mir ist sehr bewusst, dass ich allein da nichts werde ausrichten können. Hier muss es den Zusammenschluss und die Kooperation aller Verkehrsexperten sowohl in der Zweckverbänden, in den Kommunen und Parlamenten geben. Hier sehr ich ein großes politisches Feld, welches wir unbedingt bearbeiten müssen, um den ländlichen Raum und seine Menschen eben nicht 'abzuhängen'. Vielmehr müssen wir durch gute Verkehrsangebote den ländlichen Raum attraktiver machen.
Mit besten Grüßen
Birgit Kilian