Frage an Bilkay Öney von Svenja F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Liebe Frau Öney,
auch Ihnen würde ich gerne eine Frage zum Zweitspracherwerb stellen.
Gibt es Ihrer Meinung nach genügend Maßnahmen zur Förderung der Muttersprache in Berlin?
Viel Erfolg weiterhin, liebe Grüße,
Svenja Fritz
Liebe Frau Fritz,
wenn ich Ihre Frage richtig verstanden habe, bemängeln Sie, dass es in Berlin nicht genügend Maßnahmen zur Förderung der Muttersprache gibt.
Wenn ich die türkischen Kinder in Berlin sprechen höre, fällt mir eine doppelte Halbsprachigkeit auf. Die meisten Kinder wachsen in Familien auf, in denen sie die Muttersprache nicht richtig lernen. Auf diesen rudimentären Kenntnissen baut der Erwerb der deutschen Sprache auf. So kommen beide Sprachen sehr kurz. Das ist schade und bestätigt, was viele Wissenschaftler sagen. Sie sind der Meinung, dass man/frau/kind eine zweite Sprache nur dann richtig lernen kann, wenn man der Muttersprache mächtig ist. Leider sind die meisten Migrantenkinder der Muttersprache nicht (mehr) mächtig. Wenn wir die doppelte Halbsprachigkeit beheben wollen, müssten wir also mehr Unterricht in der Muttersprache anbieten. Das stößt aber bei vielen Politikern und Lehrern auf Ablehnung. Sie haben sicherlich die Diskussion um die Deutschpflicht an Schulen verfolgt. Diese Diskussion wurde sehr emotional geführt. Im Wahlkampf neigen Menschen dazu, emotional zu reagieren. DAs hilft uns nicht weiter.
Wenn der Wahlkampf vorbei ist, müssen wir versuchen, eine objektive, wissenschaftliche Diskussion zu führen und zu schauen, was wir gegen die doppelte Halbsprachigkeit tun können.
Beste Grüsse
Bilkay Öney