Frage an Bettina Redöhl von Gerjet W. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Redöhl,
im Bereich der Altenpflege gibt es große Defizite. Was muß aus Ihrer Sicht verbessert werden?
Grüße sendet Ihnen
G. Wittkop
Sehr geehrter Herr Wittkop,
um eine menschenwürdige Pflege für alte und kranke Menschen zu gewährleisten, brauchen die Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten, nicht nur soziales Engagement sondern auch eine eine angemessene finanzielle Anerkennung.
Die Bedingungen für eine menschliche Grundversorgung müssen - unabhängig von Zeitvorgaben- gegeben sein. Die strikte Einhaltung von Pflegestufen ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll, da die Individualität der Pflegebedürftigen, dabei keine Berücksichtigung findet.
Die Arbeitsbedingungen, z.B. durch den Einsatz von mehr Mitarbeitern pro Schicht und eine realistische Anzahl der zu pflegenden Personen pro Mitarbeiter, sowie das Arbeitsklima für das Pflegepersonal müssen eindeutig verbessert werden.
In einem Team, in dem die Mitarbeiter mit den gleichen Ansprüchen pflegen, haben Fälle von unmenschlicher Pflege, weniger Raum praktiziert zu werden, bzw. unerkannt zu bleiben.
Dabei sollten nicht nur negative Fälle im Bereich der Pflege, sondern verstärkt positive Beispiele für vorbildliche Pflegeleistungen in der Öffentlichkeit aufgezeigt und gewürdigt werden. So können sich diese Pflegeeinrichtungen deutlich abheben.
Eine Grundlage könnte die Transparenz der Pflegeheime, in dem die Pflegeberichte veröffentlicht und die Finanzierung offen dargelegt werden, sein.
Um unabhängige Prüfberichte zu erstellen, sollten die entsprechenden Kontrollen unangemeldet erfolgen, und auch zu Zeiten, in denen das Pflegepersonal nicht in der vollen Besetzung arbeitet.
Flächendeckende und unabhängige Anlaufstellen für Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen und Angehörige, in denen die einzelnen Probleme erfasst werden, könnten Aufklärung über die realen Pflegebedingungen in der jeweiligen Pflegeeinrichtung geben und daraus enntsprechende Konsequenzen gezogen werden.
Regelmäßige und vorgeschriebene Fortbildungen und Aufklärung durch entsprechende Vorträge für alle Mitarbeiter, mit dem Angebot der Teilnahme auch für Angehörige, müssen konsequent umgesetzt und protokolliert werden.
Neben der Frage wie profitabel eine Pflegeeinrichtung arbeiten muss, sollte die Heim- und die Pflegedienstleitung entsprechende Voraussetzungen schaffen, dass jeder Mitarbeiter so pflegen kann, wie er selber gepflegt werden möchte.
Wünschenswert wäre es jedoch, wenn gleichzeitig die Bedingungen für die häusliche Pflege verbessert werden würden. In vielen Fällen könnte der Umzug in eine Pflegeeinrichtung vermieden bzw. verzögert werden, wenn die Angehörigen, neben der mentalen Unterstützung, die vergleichbaren finanziellen Zuschüsse zur Verfügung gestellt bekommen, wie die Pflegeeinrichtungen.
Für alleinstehende ältere Menschen könnte der Ausbau und die Förderung von Wohngemeinschaften eine sinnvolle Alternative sein.
Mit freundlichen Grüßen
Bettina Redöhl