Welche konkreten Projekte würden Sie zur Förderung Ihrer Heimatregion anstoßen und wie würden Sie diese begründen?
Sehr geehrter Herr Kleinberg,
da Ihre Frage eher allgemein gehalten ist und somit alle politischen und gesellschaftlichen Bereiche umfasst, erlaube ich mir, exemplarisch auf drei Punkte einzugehen:
Verkehrsinfrastruktur
Die Menschen sind aufgrund des deutlich ausbaufähigen Angebots des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Wahlkreis oftmals gezwungen, den Weg zur Arbeit mit dem PKW zurückzulegen. Es fehlen sichere Radwege, die den Namen auch verdienen, so dass das E-Bike für Berufspendler*innen aber auch für Schüler*innen und Auszubildende häufig keine Alternative darstellt. Auch hat uns der Rückbau von Bahnverbindungen hier nicht gut getan.
Ich werde mich für die Umsetzung des von der SPD geforderten Mobilitätsplan 2030 für den ÖPNV einsetzen: Durch Austauschprogramme sollen die Bus-Flotten modernisiert werden, damit sie ab 2030 klimaneutral durch unsere Städte und Gemeinden fahren. Hinzu kommt ein konsequenter Ausbau der Radwege. Weiterhin werde ich mich dafür einsetzen, Fördergelder in meinen Wahlkreis zu holen. Bei den zahlreichen Forschungsprojekten der Fachhochschule Südwestfalen, aber auch der Entwicklungsabteilungen in unseren innovativen Unternehmen sehe ich viel Potenzial, das es zu unterstützen gilt.
Barrierefreiheit
Dieser Punkt ist eng mit dem Bereich Infrastruktur verbunden. Die Herstellung von barrierefreien - oder zumindest - barrierearmen Straßen, Plätzen, Sportstätten, Bussen und Zügen ist gerade in einer Gesellschaft, die älter wird, wichtig. Natürlich profitieren von weniger Barrieren im Alltag neben Menschen mit einer Behinderungen oder denjenigen, die beispielsweise weniger gut zu Fuß sind, auch Familien mit einem Kinderwagen oder Radfahrer*innen jeden Alters. Die Barrierefreiheit muss aus meiner Sicht bei jedem Projekt genauso betrachtet werden, wie die Fragen nach der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Förderprogramme, die dies zum Ziel haben, müssen für die Städte und Gemeinden, für die Vereine oder die Unternehmen nutzbar gemacht werden. Förderprogramme nutzen, kann man "nur", wenn man sie kennt und sich "richtig" bei der Bewerbung um die Förderung beteiligt. Hier kommt der Bundestagsabgeordneten eine wichtige Schnittstellenfunktion zu.
Unser Wirtschaftsstandort Südwestfalen
Bei (fast) allen meiner Vor-Ort-Termine in Unternehmen - sei es im produzierenden Gewerbe, dem Einzelhandel oder der Sozialwirtschaft - wurden die Aspekte des notwendigen Bürokratieabbaus, der Sicherung der Fachkräfte und der spezifischen Herausforderungen der Energiewende angesprochen.
Die Unternehmen in dieser Region bieten eine Vielzahl von sozialversicherungspflichtigen Jobs an und stehen damit mittlerweile sehr häufig auch schon regional und zum Teil branchenübergreifend in einem Wettbewerb bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften. Für welche Arbeitsstelle sich eine gut ausgebildete Fachkraft entscheidet, hängt ohne wenn und aber vom Tätigkeitsfeld, der Bezahlung und weiterer innerbetrieblicher Rahmenbedingungen ab. Aber halt nicht nur: Bezahlbarer Wohnraum und die Frage nach den Möglichkeiten der Freizeitgestaltung in Sport und Kultur oder dem Angebot an Kita und Schule spielen bei der Entscheidung, bei welchem Unternehmen ein Arbeitsvertrag unterschrieben wird, oft ebenfalls eine Rolle.
Hier hat "die" Politik die Möglichkeit der Einflussnahme: Der bezahlbare Wohnraum ist in unserer Region zum Teil kaum bis gar nicht verfügbar, weil es schon schwierig ist, überhaupt eine passende Wohnung oder ein Grundstück zu finden. Ein Wohnungsbauprogramm kann hier Entlastung auf dem Wohnungsmarkt schaffen. Mit Blick auf die Kitas kann man feststellen, dass sich das Bundesprogramm der Sprachkitas bewährt hat. Daher sollte sich - aus meiner Sicht - eine Bundestagsabgeordnete dafür einsetzen, dass sich die Einrichtungen im Wahlkreis an diesem Programm beteiligen und von der Förderung profitieren.
Sport ist eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung, die allerdings in modernen und barrierefreien Sportstätten mehr Freude bereitet als in den Sporthallen und Schwimmbädern oder auf Sportplätzen mit einem hohen Sanierungsbedarf. Sich um den Zustand der kommunalen Sportstätten zu kümmern, ist eigentlich die Aufgabe der Kommunen und des Landes NRW. Da der Investitionsbedarf allerdings sehr hoch ist, sehe ich die Notwendigkeit, dass der Bund mit Sonderprogrammen den barrierefreien Um- und energetisch nachhaltigen Ausbau der Sportstätten unterstützt. Dafür würde ich mich - auch im Sinne unserer Region - einsetzen.
Viele Grüße
Bettina Lugk