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Bernhard Suttner
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Frage von Martin H. •

Frage an Bernhard Suttner von Martin H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Suttner,

ich möchte Sie bitten, über folgende Punkte kurz Stellung zu nehmen:

Nationalpark Bayerischer Wald
Gerade in der Nationalparkregion wird immer wieder kontrovers über den Nationalpark diskutiert. Neben vielen Befürwortern gibt es auch zahlreiche Gegner, v.a. Waldbauern, die durch den Borkenkäfer ihre Existenz gefährdet sehen. Es ist ja geplant, die Parkfläche nach und nach auf bis zu 75% als Naturzonen auszuweisen, ab dem Jahr 2027 soll der Borkenkäfer nur noch in der Randzone bekämpft werden.
Wie stehen Sie zur weiteren Entwicklung dieser Einrichtung, kämpfen Sie mit den Waldbauern um eine geänderte Richtlinie (Borkenkäferbekämpfung immer und auf gesamter Fläche) oder setzen Sie sich für eine rasche Ausweitung der Naturzonen ein, damit sich die Natur neu entwickeln und sich eine neue Artenvielfalt ansammeln kann?

Kernkraftwerk Temelin
Wie man aus den heutigen Medien erfahren kann, plant Tschechien einen Ausbau des umstrittenen AKW. Es soll m.W. um zwei weitere Reaktoren/Gebäude erweitert werden.
Nun ist ja der komplette Atomausstieg aus ihrem Programm zu entnehmen, aber was werden Sie konkret veranlassen, damit man diesen Ausbau auch unterbinden kann?

Berufsperspektiven im ländlichen Raum
Gerade im ländlichen Raum ist es schwer (v.a. für junge Menschen), eine Arbeitsstelle zu finden. Dieses reicht von normalen Ausbildungsberufen bis hin zu hoch qualifizierten Studienberufen. Speziell würde mich interessieren, auch in Anbetracht des bevorstehenden Klimawandels, was Sie unternehmen wollen, um in ländlichen und waldreichen Gebieten weitere und v.a. neue Arbeitsplätze in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz, Forstwirtschaft/Landwirtschaft zu schaffen?

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Horn,

vielen Dank für Ihre Anfragen; da ich derzeit als ehrenamtlicher Demokrat sehr viel in Bayern unterwegs bin und kaum noch in geordneten Bahnen arbeiten kann, beschränke ich mich auf wenige Hinweise zu Ihren Fragen, die eigentlich sehr umfassend beantwortet werden müßten. :

1. Die ödp steht zum Nationalparkkonzept und hat hier keine Kritik oder Änderungswünsche. Die Borkenkäferproblematik geht nicht vom Nationalpark aus sondern weist uns auf eine gravierende Änderung des gesamten klimatischen und vegetativen Systems hin: Die Fichte gerät als typische Pflanze für eher kalte Regionen durch die Erderwärmung in massiven Dauerstress und fällt deshalb dem Käfer zum Opfer, das erleben auch die Regionen weit ab vom Nationalpark. Alle chemischen Bekämpfungen werden mittelfristig scheitern; nur der Waldumbau hilft. Wir sehen der schon sichtbaren Neuentwicklung des Waldes mit großer Artenvielfalt im Nationalpark mit Spannung entgegen. Bitte bedenken Sie auch: Wir verlangen z.B. von Brasilien, dass dieses Land bis zu 50% seiner Fläche der Natur überläßt. Wir sollten bereit sein, auch in Bayern mindestens 5 bis 10% der Landesfläche der natürlichen Entwicklung zu überlassen.

2. Die Ankündigung das AKW Temelin nicht still zu legen sondern im Gegenteil weiter auszubauen wird seitens der Betreiber immer wieder angekündigt. Wir verlangen deshalb von der bayerischen Staatsregierung schon seit langem, dass sie endlich mit der österreichischen Regierung gemeinsame Sache macht und in Brüssel entschieden auf ein Ausstiegsangebot der EU an Tschechien drängt. Leider gibt es hier keine entsprechenden Reaktionen. Auch die verflossene rot-grüne Bundesregierung hat sich gegenüber Tschechien in dieser Frage als desinteressiert gezeigt. Wir haben als ödp wenigstens versucht, den E-on-Konzern unter Druck zu setzen, damit dieser seine Geschäftsbeziehungen mit dem Temelin-Konzern abbricht. Das absolute Elend ist jedoch, dass die EU immer noch (auch im von uns in Karlsruhe beklagten Lissabon-Vertrag) auf dem Euratom-Vertrag von 1957 beharrt! Darin verpflichten sich die EU-Staat auf die Förderung der Atomenergie. Das ist alles absolut von vorgestern und müsste schon längst gekündigt werden. Wir brauchen einen Eurosolar-Vertrag als Ersatz für den absurden Euratom-Vertrag!

3. Eine neue Energiewirtschaft auf der Basis von Einsparung, Effizienzsteigerung und erneuerbarer Energie wird in den Regionen, auch bei uns im Bayerischen Wald, eine immense Stärkung der mittelständischen Wirtschaft bringen. Hier besteht ein Potential von Arbeitsplätzen jeder Art - auch akademisch ausgebildete junge Menschen finden hier sinnvolle Aufgaben als Ingenieure, Architekten, Betriebswirte, Planer und Berater. Wir müssen aber endlich damit anfangen, die Energieversogung auf eine absolut neue Basis zu stellen: Dezentral und zu 100%erneuerbar.

Beste Grüße
Bernhard Suttner