Frage an Bernhard Suttner von Peter S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Unser reiches Land Bayern lässt seine Junglehrer oft im Regen stehen, wenn sie befristetet angestellt sind und in den Ferien kein Geld bekommen. Die Miete, der Umzug und der Lebensunterhalt muss trotzdem bezahlt werden. So geht man nicht mit jungen Menschen um, die unseren Kindern und Enkelkindern etwas lernen sollen. Was sagt die ÖDP dazu und wie stellt sich die ÖDP Schulpolitik in Bayern vor?
Sehr geehrter Herr S.,
zu dem von Ihnen geschilderten skandalösen Umgang des
Kultursministeriums mit jungen Lehrkkräften im Angestelltenverhältnis
gibt es eine interessante Ankündigung von Minister Sibler: Er will einem
Teil dieser befristet angestellten Lehrkräfte die Verbeamtung anbieten.
Es kommt jetzt darauf an, auf Einlösung des Versprechens zu drängen und
denjenigen, die nicht verbeamtet werden, wenigstens die ununterbrochene
Anstellung während des ganzen Jahres zu ermöglichen.
Zur Schulpolitik: Das bayerische Schulsystem ist besser als sein Ruf. Es
hat eine hohe Durchlässigkeit, so dass nach jedem Schulabschluss noch
eine weitere Stufe erreicht werden kann. Wenn der erste Schulabschluss
der „Quali“ ist, kann es weiter gehen bis zur Universität. Es hapert
aber oft an der individuellen Förderung der Kinder. Deshalb fordern wir
- vor allem für die Grundschule - in jeder Klasse eine „zweite Kraft“:
LernbegleiterInnen, SozialpädagogInnen, auch PraktikantInnen und
Studierende des Lehramtes könnten diese Funktion erfüllen. Das
Einzelkämpfertum bei den Lehrkräften muss beendet werden. Hier gibt es
in unserer Nachbarschaft ein faszinierendes Modell: in den
deutschsprachigen Schulen der Provinz Südtirol wird fast nur noch im
Team gearbeitet. Dies wäre wichtiger und wertvoller als die
elektronische Aufrüstung („Smartphonisierung“) der Schulen. Wir treten
für eine „analoge“ Kindheit ein – mit viel Bewegung, musischer Bildung,
Umgang mit Materialien aller Art und nicht zuletzt mit Lebensmitteln aus
der Region oder noch besser: aus dem eigenen Schulgarten. Ich habe im
Einklang mit der Bayerischen Verfassung die Forderung aufgestellt: Jedes
Kind soll kochen lernen! Kinder, die erfolgreich ihre Umgebung
erforschen und gestalten, sinnvolle Dinge tun und direkt mit anderen
Menschen kommunizieren, sind lebensfroher, optimistischer und sozialer
als Kinder, die nur elektronisch vorgefertigte und reißerisch
aufgeladene Pseudoerfahrungen in digitalen Spielwelten machen können.
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Suttner