Frage an Bernhard Suttner von Franz G. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Suttner,
Kinder können nur mehr schlecht lesen. Gehe ich durch die Straßen sehe ich nur Kinder und Jugendliche, die auf ihr Smartphone starren und die Welt um sich vergessen. Gibt es seitens der ÖDP Ideen, nicht nur Lerninhalte zu vermitteln, sondern auch Persönlichkeiten und Begabungen zu fördern. Und was halten Sie von den Bestrebungen, Bildung/Schule verstärkt digital zu gestalten?
Sehr geehrter Herr G.,
Ihr Sorge teile ich. Auch dieverse Lehrerverbände zeigen sich besorgt.
Medienkompetenz und der sichere Umgang mit digitalen Systemen sind
freilich wichtige Bildungsinhalte. Aber im Kindergarten und in den
unteren Schulklassen geht es um das Erlernen der zentralen
Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen und um das Erlebnis von
Gemeinschaft und Lernerfolg. Diese Erlebnisse und Lernerfolge werden in
personellen,von einer qualifizierten Lehrkraft geprägten
Vermittlungsformen sicherer erfahren als vor einem Bildschirm. Die
Fixierung kleiner Kinder vor einem elektronischen Gerät kann allzu
schnell zu einer suchtartigen ungesunden Entwicklung führen - ganz zu
schweigen von der Strahlenbelastung. Wer als erwachsener Mensch in der
digitalen Welt aktiv mitgestalten und sich behaupten will, muss in der
Kindheit alle Möglichkeiten der Gehirnentwicklung erleben und ausleben
können. Für eine umfassende Gehirnentwicklung sind nach Auffassung von
Gehirnforschern (nicht nur von Prof. Manfred Spitzer) aber die physische
Bewegung im Raum notwendig, ebenso begeisternde Sinneswahrnehmungen in
der Natur, Handwerksarbeiten und Kunst, Musikerfahrungen, eigene Ideen,
Begegnungen mit anderen Menschen und deren Emotionen statt vernichtender
Mobbingaktionen in einer elektronischen Gruppe.
Ich persönlich befürchte, dass eine zu frühe Fixierung von Kindern auf
die digitale Welt eine weitere Form der Kinderarmut bewirkt: Es droht
Armut an Beziehungen, an Bindungen zu Menschen und zur realen, konkreten
Welt. Ich weiß, dass sich alle Landtagsparteien - von CSU bis zu den
Grünen - dem Zeitgeist gemäß für eine Art "Smartphonisierung" des
Schullebens aussprechen. Meine Partei spricht sich dagegen ganz bewusst
für ein Recht auf "analoge Kindheit" und nichtelektronische
Frühpädagogik aus: Für gute Bildung und eine menschliche Atmosphäre
braucht es in allen Grundschulklassen eine zweite pädagogische Kraft und
keine Aufrüstung mit Elektronik!
Mit den besten Grüßen
Bernhard Suttner