Frage an Bernd Siebert von Dr. Sven R. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Siebert,
seit Wochen werden in der Presse widersprüchliche Informationen über die Notwendigkeit von „Stromtrassen“ und nun auch vom Verlauf dieser Trassen veröffentlicht. Hier muss man offensichtlich Experte sein, um überhaupt einschätzen zu können, ob das alles notwendig ist, was jetzt hier für sehr sehr viel Geld geplant wird. Das bin ich nicht. Aber ich bin zumindest so (politisch) erfahren, dass ich durchaus weiß, dass solche Entscheidungen nicht immer und nicht nur nach reinen sachlichen Gründen getroffen werden.
Ich würde gerne verstehen, warum auf der einen Seite Bayern keinen Strom aus dem Norden meint zu brauchen, auf der anderen Seite aber weiter genau dies geplant wird (z.B. Netzausbauvorhaben SuedLink und der geplanten Süd-Ost-Trasse).
Bayern möchte die dezentrale Energieerzeugung vor Ort fördern. Das klingt in meinen Augen sehr gut und vernünftig. Und nicht nur deshalb, weil damit eine Verschandelung unserer schönen Landschaft (das ist hier in unserem strukturschwachen Schwalm – Eder ein wesentliches Kapital) durch Monsterstromtrassen verhindert wird.
Da bereits am 03.11.2014 durch Tennet der Antrag zur Bundesfachplanung bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden soll und damit das förmliche Planungsverfahren in Gang gesetzt wird, möchte ich Sie dringend darum bitten, sich für eine unabhängige und sachliche Klärung der Notwendigkeiten dieser Vorhaben bzw. möglichen Alternativen einzusetzen und (vorerst ?) das Netzausbauvorhaben SuedLink zu stoppen!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Sven Ricks
Sehr geehrter Herr Dr. Ricks,
vielen Dank für Ihre Fragen zum Thema Stromtrassen. Gerne beantworte ich Ihre Fragen und teile Ihnen meine Meinung zur Thematik mit.
Damit Strom auch in Zukunft immer an jedem Ort und zu jeder Zeit zur Verfügung steht, treiben wir den Ausbau der Stromnetze voran und entwickeln neue Speichertechnologien. Von besonderer Bedeutung ist der Bau der großen Stromtrassen, die den Strom aus den windreichen Regionen an Nord-und Ostsee in die Ballungszentren im Süden und Westen unseres Landes transportieren. Die regionalen Netze, die den Strom vor Ort zu den Verbrauchern bringen, wollen wir mit Hilfe moderner Informations-und Kommunikationstechnik zu intelligenten Netzen weiterentwickeln. Ziel dieser „denkenden Netze" ist es, dass der Strom möglichst dann verbraucht wird, wenn viel Energie produziert und im Netz verfügbar ist. Für den Verbraucher wird der Strom dadurch billiger, weil er ihn dann verbraucht, wenn er kostengünstig angeboten wird. Zugleich werden die Netze gleichmäßiger ausgelastet und sind damit stabiler und weniger ausfallgefährdet.
Dabei stehen für mich als Parlamentarier die Belange und Wünsche der Bürger beim Ausbau der Anlagen und Stromtrassen im Mittelpunkt. Aus diesem Grund stehe ich mit allen Verantwortlichen, insbesondere TenneT, in regem Kontakt, um eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten zu finden. Alle Bürger sollen die Chance haben, an der Energiewende teilzunehmen und von ihr zu profitieren. Aus diesem Grund sind bereits Transparenz in allen Verfahrens- und Planungsschritten sowie eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, bevor Entscheidungen über ein Vorhaben gefallen sind, gesetzlich verankert. Ich kann Ihnen daher versichern, dass sowohl alternative Trassenverläufe als auch die gemeldeten Raumwiderstände entsprechend geprüft werden.
So wie die Planung sich bisher darstellt, findet sie meine Zustimmung nicht. Neben der oberirdischen Trassenführung muss meiner Meinung nach die Erdverkabelung für unsere gesamte Region einer ernsthafteren Prüfung unterzogen werden. Die pauschale Argumentation, eine unterirdische Trassenführung wäre teurer, teile ich nicht. Wenn man den Betrachtungs-zeitraum auf mehrere Jahrzehnte erstreckt, dann kompensieren die geringeren Wartungskosten einer unterirdischen Leistung die höheren Baukosten zu Beginn.
Mit freundlichen Grüßen,
Bernd Siebert MdB