Sehr geehrter Herr Siebert, Wie ist Ihre persönliche Einstellung hinsichtlich gendergerechter Sprache?
Sehr geehrter Herr Siebert,
Da dieses Thema äußerst aktuell ist, möchte ich Ihnen gerne folgende Frage stellen:
Wie ist Ihre persönliche Einstellung hinsichtlich gendergerechter Sprache? Ist es für Sie ein Schritt zur Gleichberechtigung, da sich hierbei auch Menschen angesprochen fühlen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, oder gibt es Ihrerseits große Bedenken? Nutzen Sie selbst gendergerechte Sprache und wenn ja, in welcher Form (Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt, Binnen-I etc.)?
Über eine schnelle und ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank.
Arta G.
Sehr geehrter Herr G.,
ich bedanke mich zunächst für Ihre Frage. Ich selber nutze keinerlei Form der gegenderten Sprache.
Ich bin der Meinung, dass das Gendern von Sprache spaltet. Sie spaltet die Gesellschaft in ein vermeintlich progressives und ein vermeintlich reaktionäres Lager, dient also der Abgrenzung einer selbsternannten Avantgarde. Ferner gestaltet sich hierdurch das Erlernen der deutschen Sprache für Nicht-Muttersprachler noch schwieriger, als es unsere Sprache von Haus aus bereits tut. Sie wirkt hier an dieser Stelle als zusätzliche Hürde beim Spracherwerb, die ich ablehne. Gleichzeitig bemühen wir uns im Rahmen von Inklusion darum, dass auch Menschen mit geistiger Beeinträchtigung über Texte in einfacher Sprache Zugang zu gesellschaftlich und politisch relevanten Themen erlangen. Auch hier baut gegenderte Sprache eine unnatürliche Hürde auf. Warum unnatürlich? Gegenderte Sprache stellt eben keine Sprachentwicklung dar. Diese gab, gibt und wird es in der Tat immer geben. Sprachentwicklung zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie ein Prozess ist, der langsam in der Gesellschaft reift. Bei gegenderte Sprache handelt es sich um eine künstlich erdachte, pseudowissenschaftlich hinterlegte Sprach- und Sprechveränderung, die top-down von den Genderdepartments unserer Universitäten ausgehend, über die Medien der Masse aufoktroyiert wird. An diesem Punkt sei noch erwähnt, dass es an jedem Punkt an der demokratischen Legitimation fehlt. Weder bei der Entstehung der vielfältigen Regeln, noch bei der Verbreitung liegt irgendeine Art Legitimation und Berechtigung der Beteiligten Protagonisten vor. Vielmehr lehnt, durch mittlerweile zig Umfragen bestätigt, eine übergroße Mehrheit solche Experimente an unserer Sprache ab. Selbst die Mehrheit der Wähler der Grünen zählt sich zu denen, die hier in Opposition gehen. Ich möchte gar nicht erst auf die Unzulässigkeit des Einfügens von Sonderzeichen mitten in Worte hinein abheben.
Fazit: Ich lehne gegenderte Sprache ab, weil sie große Teile der Gesellschaft aufspaltet, sie Hürden künstlich errichtet, wo keine sein müssen und sie letztendlich eine erdachte, in keiner Weise legitimierte Veränderung unserer Sprache ist.