Frage an Bernd Siebert von Knuth F. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Siebert,
wie ich in Erfahrung bringen konnte, planen die ausführenden Trassenbaufirmen den Strom- und Trassenbedarf für ein Zukunftsszenario in 10 Jahren (Quelle: http://www.netzentwicklungsplan.de/content/der-szenariorahmen-%E2%80%93-grundlage-f%C3%BCr-den-netzentwicklungsplan ). Und der Leiter der nachgeschalteten genehmigenden Netzausbaubehörde, Herr Homann, hat bereits vor ca. zwei Jahren in einem Fachgespräch zwischen Betreibern, Investoren und Politikern, die Realisierung der Energiewende fest mit dem Bau der Offshorewindparks verknüpft. (Quelle: http://www.bundesgerichtshof.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bibliothek/Gesetzesmaterialien/17_wp/NeuregEnergVorschr3/wortproto.pdf?__blob=publicationFile ).
Meine Fragen:
- Ist es möglich, die Ausbau-Planungen sofort zu stoppen und von NACHWEISBAR NEUTRALER Seite prüfen zu lassen, ob es unabdingbar ist, diese Trassen zu bauen/den Bedarf zu kontrollieren? Oder ob es nicht alternative Möglichkeiten gibt?
- Wird sich Hessen den aktuellen Aussagen des Herrn Seehofer anschließen, der den gesamten Bedarf der geplanten HGÜ-Stromtrassen in Frage stellt?
- Bestehen Langzeituntersuchungen, die Gesundheitsgefahren, die von den Höchstvolt-Gleichstromtrassen ausgehen können ausschließen und von NACHWEISBAR NEUTRALER Stelle erarbeitet wurden?
- Sehr geehrter Herr Siebert, wussten Sie, dass im Netzentwicklungsplan 2014, S. 67 (Quelle: http://www.netzentwicklungsplan.de/_NEP_file_transfer/NEP_2014_1_Entwurf_Teil1.pdf ) im "Korridor C" (Suedlink-Korridor) nun bereits 10 GW Leistung aufgeführt werden? Herr Dr. Thiel,Projektleiter Fa. Tennet, teilte während eines Treffens zwischen Bürgerinitiativen und Tennet in Fulda (30.09.2014) mit, dass diese Leistung nicht mehr auf einer Mastreihe installiert werden kann. Es können max. 6 GW pro Mastreihe transportiert werden.
Tennet plant bereits mit zwei Mastreihen!
Mit freundlichen Grüßen aus dem trassenüberplanten Homberg (Efze)
Knuth Fischer
Sehr geehrter Herr Fischer,
vielen Dank für Ihre kritischen Fragen zum Thema „Trassenausbau“. Gerne beantworte ich Ihre Fragen und lege Ihnen meine Meinung zur Thematik dar.
Damit Strom auch in Zukunft immer an jedem Ort und zu jeder Zeit zur Verfügung steht, treiben wir den Ausbau der Stromnetze voran und entwickeln neue Speichertechnologien. Von besonderer Bedeutung ist der Bau der großen Stromtrassen, die den Strom aus den windreichen Regionen an Nord-und Ostsee in die Ballungszentren im Süden und Westen unseres Landes transportieren. Die regionalen Netze, die den Strom vor Ort zu den Verbrauchern bringen, wollen wir mit Hilfe moderner Informations-und Kommunikationstechnik zu intelligenten Netzen weiterentwickeln. Ziel dieser „denkenden Netze" ist es, dass der Strom möglichst dann verbraucht wird, wenn viel Energie produziert und im Netz verfügbar ist. Für den Verbraucher wird der Strom dadurch billiger, weil er ihn dann verbraucht, wenn er kostengünstig angeboten wird. Zugleich werden die Netze gleichmäßiger ausgelastet und sind damit stabiler und weniger ausfallgefährdet.
Dabei stehen für mich als Parlamentarier die Belange und Wünsche der Bürger beim Ausbau der Anlagen und Stromtrassen im Mittelpunkt. Aus diesem Grund stehe ich mit allen Verantwortlichen, insbesondere TenneT, in regem Kontakt, um eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten zu finden. Alle Bürger sollen die Chance haben, an der Energiewende teilzunehmen und von ihr zu profitieren. Aus diesem Grund sind bereits Transparenz in allen Verfahrens- und Planungsschritten sowie eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, bevor Entscheidungen über ein Vorhaben gefallen sind, gesetzlich verankert. Ich kann Ihnen daher versichern, dass sowohl alternative Trassenverläufe als auch die gemeldeten Raumwiderstände entsprechend geprüft werden.
So wie die Planung sich bisher darstellt, findet sie meine Zustimmung allerdings nicht. Neben der oberirdischen Trassenführung muss meiner Meinung nach die Erdverkabelung für unsere gesamte Region einer ernsthafteren Prüfung unterzogen werden. Die pauschale Argumentation, eine unterirdische Trassenführung wäre teurer, teile ich nicht. Wenn man, wie erforderlich, den Betrachtungszeitraum auf mehrere Jahrzehnte erstreckt, dann kompensieren die geringeren Wartungskosten einer unterirdischen Leistung die höheren Baukosten zu Beginn.
Ein so großes Vorhaben wie die Energiewende zu stemmen, ohne die Bedenken der Menschen ernst zu nehmen, kann nicht funktionieren. Daher ist mir auch an einem Dialog sehr gelegen.
Mit freundlichen Grüßen,
Bernd Siebert MdB