Frage an Bernd Siebert von Sigrid S. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Siebert!
Um die Protestbewegung der Anwohner von geplanten Trassen in Grenzen zu halten, organisieren die Übertragungsnetzbetreiber sogenannte Infomärkte. Die Bürgerbeteiligung wird hier auf öffentliche Bekanntmachungen begrenzt, nur scheibchenweise werden Tatsachen preisgegeben. Die Sorge ist groß, dass alternative Trassenverläufe schon aufgrund des Zeitdrucks nicht hinreichend geprüft werden und dass die Informationen über Raumwiderstände der Bürger pro forma zwar gehört, am Ende aber nicht berücksichtigt werden. In Fritzlar verläuft nun der Trassenkorridor unmittelbar entlang des Flughafens der Bundeswehr.Die Anwohner wundern sich, dass Pappeln (Höhe 40 m) in der Anflugschneise eingekürzt werden mussten, 75 m hohe Masten hingegen geplant werden dürfen. Trotz vieler gemeldeter Raumwiderstände hält TenneT an der Trasse rund um Fritzlar fest. Der Bürgerdialog, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben, ist gescheitert.
Ich will die SuedLinktrasse nicht! Seehofer und Bayern wollen die Trasse nicht. Und Hessen baut die Stromautobahn ohne Ausfahrten ins Niemandsland? Können Sie uns erklären, warum Sie an der Notwendigkeit der Stromautobahn festhalten?
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Schlärmann
Sehr geehrte Frau Schlärmann,
vielen Dank für Ihre Nachricht, in der Sie ihre Bedenken über die geplante Stromtrasse äußern. Gerne möchte ich Ihre Fragen beantworten und Sie über den aktuellen Sachstand informieren.
Damit Strom auch in Zukunft immer an jedem Ort und zu jeder Zeit zur Verfügung steht, treiben wir den Ausbau der Stromnetze voran und entwickeln neue Speichertechnologien. Von besonderer Bedeutung ist der Bau der großen Stromtrassen, die den Strom aus den windreichen Regionen an Nord- und Ostsee in die Ballungszentren im Süden und Westen unseres Landes transportieren. Die regionalen Netze, die den Strom vor Ort zu den Verbrauchern bringen, wollen wir mit Hilfe moderner Informations-und Kommunikationstechnik zu intelligenten Netzen weiterentwickeln. Ziel dieser „denkenden Netze" ist es, dass der Strom möglichst dann verbraucht wird, wenn viel Energie produziert und im Netz verfügbar ist. Für den Verbraucher wird der Strom dadurch billiger, weil er ihn dann verbraucht, wenn er kostengünstig angeboten wird. Zugleich werden die Netze gleichmäßiger ausgelastet und sind damit stabiler und weniger ausfallgefährdet.
Dabei stehen für mich als Parlamentarier die Belange und Wünsche der Bürger beim Ausbau der Anlagen und Stromtrassen im Mittelpunkt. Aus diesem Grund stehe ich mit allen Verantwortlichen, insbesondere TenneT, in regem Kontakt, um eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten zu finden. Alle Bürger sollen die Chance haben, an der Energiewende teilzunehmen und von ihr zu profitieren. Aus diesem Grund sind bereits Transparenz in allen Verfahrens- und Planungsschritten sowie eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, bevor Entscheidungen über ein Vorhaben gefallen sind, gesetzlich verankert. Ich kann Ihnen daher versichern, dass sowohl alternative Trassenverläufe als auch die gemeldeten Raumwiderstände entsprechend geprüft werden.
So wie die Planung sich bisher darstellt, findet sie meine Zustimmung nicht. Neben der oberirdischen Trassenführung muss meiner Meinung nach die Erdverkabelung für unsere gesamte Region einer ernsthafteren Prüfung unterzogen werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Bernd Siebert