Frage an Bernd Kirmes von Sabine L. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Wie wollen Sie in Afrika die Fluchtursachen bekämpfen?
Hallo Frau L.,
Das kann man in wenigen Sätzen kaum beantworten. Ich versuche es mal so
knapp wie möglich zu erklären.
Ich bin selber seit einigen Jahren regelmäßig in Uganda.
Das Problem ist vielschichtig in Afrika, aber im Kern ist es immer dasselbe
Problem.
Zuvor möchte ich allen Sagen nicht jeder will die Flucht nach Europa!
Uganda ist ein der ärmsten Länder in Afrika und als Nachbar Länder ist der
Sudan und Kongo wo Bürgerkriege herrschen.
Uganda hat schon über 1,3 Millionen Flüchtlinge aufgenommen!!!
Ein Land welches selbst in Armut lebt unterstützt diese riesige Anzahl von
Flüchtlingen wo wir uns als Europäische Union Finanziell nur mit einem
Almosen beteiligen.
Die Menschen die vor den Krieg flüchten, flüchten meist in das Nachbarland,
weil Sie sobald die Lage wieder besser geworden ist zurück zu Ihren
Land/Dorf möchten.
Ein anderer Teil flüchtet mehr aus Perspektivlosigkeit und hofft das Glück
in Europa zu finden.
Beide Fluchtursachen haben aber denselben Kern!
Es geht dem Land Wirtschaftlich nicht gut und so kommt über die Ressourcen
und über Landgebiete entweder ein Warlord der dieses beherrschen will oder
Armut und Aussichtslosigkeit welches von außen durch Profitgier westlichen
Ländern gesteuert wird.
Ich sehe in Afrika das Europa aber auch China sehr viel Projekte mit Geld
unterstütz.
Dieses ist zwar Gut und schön, wird aber nie den Kern damit behandeln.
Der Kern ist das wir unsere Wirtschaftlichen Interessen zurück fahren
müssen.
Als Beispiel kann ich Ihnen aus eigenen Erfahrungen berichten.
Viele haben eine kleine Land – und Viehwirtschaft und konnten in der
Vergangenheit davon Leben. Ein Freund hatte eine kleine Hühnerfarm mit ca.
100 Hühnern die ohne Kraftfutter auf natürliche Art gemästet werden.
Wenn er ein Huhn zum Schlachten verkauft so hat er Umgerechnet 6 Euro
bekommen. Neben der kleinen Landwirtschaft war das seine Einkommensquelle
für sich und seiner Familie.
Nun schickt seit Jahren die EU Überproduktionen von geschlachteten Hühnern
nach Ost-Afrika und werden dort zu einem Dumpingpreis von ca. 2-3 Euro
Verkauft.
Damit greifen wir enorm in den Wirtschaftsmarkt ein und das Chaos beginnt.
Die Ugandische Regierung wollte Strafzölle auf den Hühnchen-Import auflegen
doch unter Androhung das Subventionen und Hilfsprogramme der EU gestrichen
werden bliebt der Regierung nichts anderes übrig dieses zu dulden.
Mein Freund hat die Hühnerzucht aufgeben müssen, weil er mehr Kosten hat mit
der Aufzucht des Huhns als den Ertrag den er durch die Preisanpassung nehmen
müsste und arbeitet nun als Tagelöhner.
Das Hühnchen ist zwar nun billig doch nun verdient er weniger und muss auch
sich bei anderen Lebensmittel und Produkten einschränken, welches den
nächsten Händler betrifft.
Somit lösen wir eine Kettenreaktion aus, bis hin das es kaum noch einen
Ausweg gibt und der Druck der Wirtschaftsflucht stärker wird.
Einige die ich in der Vergangenheit in Afrika kennen gelernt habe sind
mittlerweile in Europa und wurden als Flüchtling anerkannt.
Somit sind die Hilfsprogramme in Afrika eigentlich nur noch als Druckmittel
für Politik der Konzerne in Europa um deren Profitgier durchzusetzen.
Zuletzt wird wieder alles der Steuerzahler bezahlen für die Gier der
Konzerne in Europa und Amerika.
Wenn wir die Fluchtursachen bekämpfen wollen, dann müssen wir aufhören die
Profitgier einzelner Großkonzerne zu unterstützen, doch die Politiker werden
mit Millionen von Parteispenden gefügig gemacht.
Afrika braucht eine stabile Wirtschaft ohne Marktüberschwemmung von
Billigimporten von außen.
Das ist Hilfe zur Selbsthilfe!
Es wird nicht alle Probleme lösen, aber den Enormen
Wirtschaftsflüchtling-Ströme würden wir damit verhindern.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Kirmes