Frage an Benjamin Meyer von Julia P. bezüglich Gesundheit
Hallo Benjamin Meyer,
herzlichen Glückwunsch zur Wahlteilnahme der Piraten!
Was denken Sie zur Rasseliste, zur Maulkorbpflicht und zur Handhabung sog. Kampfhunde in Berlin? Meines Wissens nach soll diese überarbeitet werden - können Sie mir dazu näheres sagen?
Herzlichen Dank im Voraus,
Julia
Hallo Frau Pötzl,
vielen Dank für Ihre Glückwünsche und Klarmachen zum Ändern!
Ich persönlich bin für die Abschaffung der Rasselisten und für eine Lockerung der Maulkorbpflicht, die natürlich weiterhin in den öffentlichen Verkehrsmitteln für alle Rassen und für nachweislich gefährliche Hunde in ganz Berlin bestehen bleiben sollte. Ich möchte an dieser Stelle auf die Dissertation von Tina Johann an der Tierärztlichen Hochschule Hannover mit dem Thema „Untersuchung des Verhaltens von Golden Retrievern im Vergleich zu den als gefährlich eingestuften Hunden im Wesenstest nach der Niedersächsischen Gefahrtierverordnung vom 5.7.2000“ verweisen http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/johannt_ws04.pdf . Diese Arbeit belegt, dass Hunde, unabhängig von der Rasse, auf dieselben Reize hin aggressives Verhalten zeigen. Die Rasse eines Hundes spielt also keine Rolle, entscheidend sind viel mehr soziale Prägung, konsequente Erziehung und artgerechte Haltung.
Laut der Antwort auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling (Bündnis 90/Die Grünen) vom 25. Februar 2011 ist „die Gesamtzahl der amtlich registrierten Bissvorfälle 2010 (1188 Fälle) gegenüber 2009 (896 Fälle) gestiegen, wobei festzustellen ist, dass der Trend der gemeldeten Bissvorfälle der Rasselistenhunde (auch die Rasselisten-Mischlinge) weiterhin rückläufig ist.“ Link: http://www.claudia-haemmerling.de/2011/ka16-15238.pdf
Das Berliner Landeshundegesetz wirft den Fokus leider alleine auf den Hund bzw. auf einzelne Hunderassen, vernachlässigt jedoch die eigentliche Verantwortung des Hundehalters.
Meiner Meinung nach soll jeder Berliner vor Anschaffung eines Tieres seine Eignung nachweisen müssen. Ich werde mich demzufolge für die Einführung eines Hundeführerscheins mit einer Sachkundeprüfung und einem Wesenstest einsetzen. Ein ´Führerschein´ wird den Schutz vor gefährlichen Hunden und verantwortungslosen Haltern im Gegensatz zu den Rasselisten und aktuell zu simplem Sachkundenachweisen erheblich verbessern. Als gefährlich sind Hunde dann einzustufen, wenn sie einen Menschen, ein Tier oder einen Artgenossen durch Beißen verletzen, ohne selbst angegriffen oder provoziert worden zu sein, oder einen anderen Hund trotz dessen erkennbarer, artüblicher Unterwerfungsgestik angreifen, oder durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie unkontrolliert Wild oder andere Tiere hetzen oder reißen.
Die Berliner Ämter dürfen nicht erst bei Wiederholungstaten reagieren, sondern muss bereits nach der ersten aggressiven Auffälligkeit eines Hundes agieren und entsprechende Schutzmaßnahmen, wie z.B. Maulkorb- und Leinenpflicht, verordnen.
Gegenwärtig sind mir leider keine Anträge zu Änderungen der Rasselisten bzw. des gesamten Berliner Landeshundegesetzes bekannt. Einen konkreten Handlungsbedarf hinsichtlich der Gesetzgebung sieht der Senat momentan wohl nicht. Das möchte ich unbedingt ändern.
Beste Grüße,
benjamin meyer.