Frage an Benjamin Gildemeister von Carolin S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo, ich habe zwei Fragen: -was sind Ihre Pläne für das Gängeviertel? -wie stehen Sie zur Schaffung und Etablierung legaler Malflächen für Graffitikünstler? Herzlichen Dank für die Rückantwort im voraus! Carolin Steinat
Sehr geehrte Frau Steinat,
vielen Dank für Ihre Fragen. Was das Gängeviertel angeht, möchte ich mich - wie in der Frage formuliert - auf den Blick nach vorn beschränken, wenngleich man viel über Versäumnisse und ungeschicktes Handeln des Senates in den letzten Monaten und Jahren schreiben könnte. Die jetzige Situation lässt Raum für eine Lösung, an der die betroffenen Künstler, die dort ausstellen und arbeiten, weitesgehend beteiligt werden können. Dies befürworte ich. Ich selbst maße mir nicht an, genau zu bestimmen, wie das Viertel in Zukunft auszusehen hat, würde mich aber dafür einsetzen, so viel wie möglich vom historischen Kern zu erhalten und gemeinsam mit den Künstlern das Viertel davon ausgehend zu entwickeln. Dass dabei nicht jeder am Ende glücklich sein wird, ist bei so einem Prozess immer der Fall. Die Vergangenheit hat jedoch zumindest bestätigt, dass eine Abwicklung über einen privaten Investor der falsche Weg ist. Ich bin zudem sicher, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, dass von Seiten der Künstler unrealistische, überzogene oder unsinnige Forderungen gestellt werden, sondern dass man zu vernünftigen Ergebnissen kommen wird. Fraglich bleibt jedoch, in wie weit dort überhaupt für mich Einflussmöglichkeiten bestehen, da im Wesentlichen die Bezirksebene zuständig ist und somit die BV Hamburg-Mitte und das Bezirksamt betroffen sind. Die dort verantwortlichen Politiker von SPD und GAL haben jedoch in den letzten Monaten genau in diesem Sinne gehandelt, so dass ich die Entwicklung auf einem hervorragenden Weg sehe.
Was die Schaffung legaler Malflächen für Graffiti-Künstler angeht, so bin ich sehr aufgeschlossen. Zwar habe ich selber nie gesprayt, empfinde Grafittis jedoch als eine zu jeder Großstadt und auch zu Hamburg zugehörige Kunstform. Die Flächen z.B. im kleinen Park hinter der roten Flora sind ein gutes Beispiel. Gut platziert und sinnvoll eingebaut sind sie allemal ansehnlicher als Betonwände. Natürlich muss man da immer von Fall zu Fall entscheiden und kann nicht einfach beliebig Flächen hochziehen, da man auch die Wünsche der Anwohner respektieren muss, aber ich glaube nicht, dass es dabei zu gravierenden Problemen kommt.
Sie sehen, Insgesamt sehe ich dies Thema sehr gelassen. Ich habe nicht den Eindruck, dass Hamburg in irgendeiner Form durch Graffitis "verroht" oder "besudelt" wird. Ich bin ein Unterstützer von Off-Space-Kunst, an einem entsprechenden Projekt war ich auch kürzlich beteiligt. Kunst nicht nur in abgeschotteten Gebäuden auszustellen, sondern auf die Straße zu bringen ist immer bereichernd und sollte in einer Stadt wie Hamburg selbstverständlich sein.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen beantworten.
Beste Grüße,
Benjamin Gildemeister