Frage an Bea Böhlen von Verena D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Böhlen!
Mit Sorge höre ich von den Plänen der Landesregierung, die Zahl der Lehrer im Lande zu kürzen. Ich sehe natürlich ein, dass überall gespart werden muss. Aber gerade an den Schulen, gewissermaßen an der Zukunft des Landes? Ich habe vier Kinder großgezogen und von daher Schul- und Uni-Erfahrung. Und ich bin seit Jahren mit einem Grund- und Hauptschullehrer liiert, der in den vorzeitigen Ruhestand ging, weil er sich völlig aufgerieben hatte. Und von ihm höre ich, wie viele Kollegen seinem Beispiel folgen. Mein Fazit: Nicht weniger Lehrer braucht das Land, sonder mehr bzw. viel kleinere Klassen (Teiler bei 20 Schülern, besonders in Grund-, Haupt- bzw. Realschulen). Ganz abgesehen vom Zustand baulicher Art an den Schulen und dem Mangel an Supervisoren für die Lehrer.
Heute habe ich einen interessanten Beitrag auf Deutschland-Radio Kultur gehört, der zeigt, wohin der Zustand an unseren Schulen führt.
Hier sende ich Ihnen den Anfang des Beitrages:
Medienkompetenz sehr gut, deutsche Sprache mangelhaft
Studie fördert bestürzende Lücken bei Studienanfängern zutage
Die Geisteswissenschaften klagen über die schwindende Studierfähigkeit der Abiturienten. Eine Studie belegt massive Probleme mit der Rechtschreibung, Grammatik und Syntax. Schon an den Schulen würden "die Bildungsstandards nicht beachtet", kritisiert der Philologieprofessor Gerhard Wolf und Initiator der Studie.
Initiator der Studie ist der Bayreuther Philologieprofessor Gerhard Wolf. ......Eine mögliche Ursache sieht Wolf darin, dass an den Schulen offenbar "die Bildungsstandards nicht beachtet" würden. ......Entsprechende Schreiben mit Hinweisen seien bereits an die zuständigen Ministerien der Länder geschickt worden. Zu befürchten sei zudem, dass auch die junge Lehrergeneration bereits über derart schlechte Kenntnisse verfüge, dass sie nicht in der Lage sei, die Fehler ihrer Schüler zu erkennen und zu korrigieren. ............
Mit freundlichen Grüßen
Verena Demont-Ernst
Sehr geehrte Frau Demont-Ernst,
bitte entschuldigen Sie die sehr späte Antwort, Ihre E-Mail ist leider ´untergegangen´.
Inzwischen ist ja viel passiert und Sie haben sich sicher weiter informiert, hier aber noch einmal kurz unsere Argumente zu diesem Thema:
Informationen zur Lehrerstellen-Debatte:
CDU und FDP werfen uns vor, wir würden mit der Streichung von 11 600 Lehrerstellen einen „Kahlschlag“ in der Bildungspolitik vornehmen. Hierzu muss man wissen, dass
1. Die alte Landesregierung aus CDU und FDP 8000 Lehrerstellen mit kw-Vermerk (künftig wegfallend) versehen hatte, also vor hatte, 8000 Stellen zu streichen
2. 3300 Stellen wurden von der früheren Landesregierung aus CDU und FDP vor einigen Jahren im Rahmen einer so genannten „Bildungsoffensive“ neu eingerichtet und nur bis 2011 finanziert – also befristet eingerichtet
3. Zählt man die beiden Zahlen zusammen, kommt man auf insgesamt 11 300 Lehrerstellen, welche die alte schwarz-gelbe Landesregierung streichen wollte – 6000 davon alleine bis zum Jahre 2016. Wenn schwarz-gelb nun von „Kahlschlag“ spricht, sprechen diese beiden Parteien im Grunde von ihrem eigenen Konzept.
Was macht grün-rot hinsichtlich der Lehrerstellen?
1. 2013 entfallen 1000 Lehrerstellen, also Stellen, die nicht mehr neu besetzt werden, wenn Lehrer in Pension gehen. Angesichts des Schülerrückgangs wären rechnerisch 1500 entfallende Stellen möglich. Wir lassen also 500 Stellen im Bildungs-System
2. 2014 werden 1400 Stellen nicht mehr neu besetzt, obwohl angesichts des Schülerrückgangs 2100 Stellen möglich wären. Erneut lassen wir also ein Drittel der Stellen im Bildungs-System
Wenn man es also genau nimmt, schaffen wir neue Stellen, was wir natürlich auch wollen angesichts der neuen Aufgaben z. B. bei den Gemeinschaftsschulen oder bei der individuellen Betreuung von Schülerinnen und Schülern.
3. Was wir nach 2014 machen ist noch nicht entschieden. Vielmehr wurde vom Ministerpräsidenten angekündigt, dass wir uns dann die Schülerzahlen ansehen und erst danach entscheiden werden.
Wenn man sich also dieses Vorgehen von grün-rot ansieht, hat es einen ganz anderen Charakter, als die Personalpolitik von schwarz-gelb. Dort hat man einfach mal ein paar tausend Stellen auf Pump geschaffen, die nach gewonnener Wahl 2011 wieder verschwunden wären. Und 6000 Stellen bis 2016 zur Streichung vorzusehen, ist doch wohl ein klein wenig mehr, als die 2400, welche grün-rot “auslaufen“ lässt.
Natürlich wäre es schön, keine einzige Stelle auslaufen und alle Stellen neu besetzen zu lassen. Aber die Ressourcen sind bei 43 Mrd. Landesschuld (bei einem Jahresetat von 37 Mrd.) und Pensionslasten von 70 Mrd. bis 2020, für die schwarz-gelb bei weitem keine ausreichende Vorsorge getroffen hat, endlich.
-----
Falls Sie noch weitere Informationen wünschen stehe ich Ihnen (dieses Mal zeitnaher!) gerne zur Verfügung!
Mit freundlichen Grüßen
Bea Böhlen MdL