Frage an Barbara Hendricks von Udo S. bezüglich Gesundheit
Hallo Frau Hendricks,
meine Frage geht als Patient dahin: Ist man bemüht durch verschiedene Maßnahmen im Gesundheitswesen die Zahl der Facharztpraxen zu reduzieren? Will man evtl,. -wie damals in der DDR- sogenannte Gesundheitszentren aufbauen und - wie in Finnland - wieder die Gemeindeschwester -war auch in der DDR bekannt- einführen? Das der Sozialismus so nicht funktioniert, dürfte doch hinreichend bekannt sein! Eine weitere Frage geht dahin: Ich habe die Möglichkeit durch eine Abschlagszahlung eine Befreiung von den Praxisgebühren und Medikamentenzuzahlungen zu erlangen. Was nützt diese Befreiung noch, wenn mir als Kassenpatient nur noch zuzahlungsfreie Medikamente verschrieben werden? In einem Jahr 4 verschiedene Hersteller eines Medikamentes. Auch das Hausarztmodell wird wieder abgeschafft. Ich habe das nie verstanden. Zu meinem Hausarzt bin ich ca. 25 Jahre regelmäßig gegangen - da war von Hausarztmodellen usw. noch keine Rede. Für mich sind das alles absolut unausgegorene Überlegungen.
Mit freundlichen Grüßen
Udo Stepken
PS: Bald wird ja gewählt - schauen wir mal.
Sehr geehrter Herr Stepken,
herzlichen Dank für Ihre Frage, die sich auf verschiedene Regelungen im Gesundheitssystem bezieht und die ich Ihnen sehr gerne beantworten möchte.
Ich kann Ihnen versichern, dass wir nicht bemüht sind, die Zahl der Facharztpraxen zu reduzieren. Die massiven Sorgen und Befürchtungen, die auch einige Fachärzte seit Beginn dieses Jahres geäußert haben, sind zum großen Teil auf mangelnde Information durch die Fachärzteverbände vor Weihnachten zurück zu führen. Tatsächlich wurde das neue, gerechtere und transparentere Honorarsystem für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte -- auf das sich jetzt die meisten Beschwerden beziehen und das angeblich zwangsläufig die Schließung vieler Praxen mit sich führt - unter der zentralen Verantwortung der Ärzteschaft gemäß den Vorgaben der Gesundheitsreform von diesen selbst entscheidend mitentwickelt. Es geht deshalb keinesfalls darum, die Zahl der Praxen zu reduzieren. Bundesweit stehen allen niedergelassenen Ärzten im Jahr 2009 2,8 Mrd. Euro zusätzlich zur Verfügung. Wieso es jetzt allen Ärzten schlechter gehen soll, hat mir noch niemand erklären können.
Wenn Sie, sehr geehrter Herr Stepken, aus bestimmten Gründen von der Zuzahlung zu Medikamenten befreit werden können, so ist das zunächst jedenfalls nicht negativ zu sehen. Für viele andere Patienten gibt es diese Möglichkeit allerdings nicht und für sie ist es sehr wichtig, dass mehr und mehr Medikamente zuzahlungsfrei sind.
Das Hausarztmodell wird keinesfalls abgeschafft. Im Gegenteil: die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich schon seit Jahren für eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung ein und wird dies auch weiterhin tun. Die Neuregelung des § 73b SGB V sieht jetzt vor, dass alle Krankenkassen bis zum 30. Juni 2009 Verträge über eine hausarztzentrierte Versorgung schließen müssen. Diese Neuregelung hat zum Ziel, dass alle Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen die Möglichkeit haben sollen, an der hausarztzentrierten Versorgung teilzunehmen, wenn sie dies wünschen oder so wie Sie ohnehin seit vielen Jahren praktizieren. Bisher konnte leider nicht allen Versicherten von ihren gesetzlichen Krankenkassen die Teilnahme an einer hausarztzentrierten Versorgung angeboten werden.
Lieber Herr Stepken, ich hoffe, ich konnte Ihnen damit weiterhelfen. Es ist natürlich selbstverständlich, dass mit einer solch grundlegenden Reform, wie der des Gesundheitssystems, immer auch Unsicherheiten auf allen Seiten verbunden sind. Auch kann es gerade zu Beginn der Umsetzung eines solch großen Reformvorhabens noch zu Fehlern und Schieflagen kommen, welche Schritt für Schritt beseitigt werden müssen. Es handelt sich hier also um ein "lernendes System", das im Jahr 2009 von Quartal zu Quartal besser funktionieren dürfte.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre
Barbara Hendricks