Frage an Barbara Hendricks von Leoni A. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Frau Dr. Hendricks,
wie ernst nehmen Sie die Demonstrationen von SchülerInnen und StudentInnen, die allgemein als "Fridays for future" bekannt sind?
Inwiefern ist Umweltschutz und die Bekämpfung des Klimawandels in Ihrem politischen Programm vorgesehen? Erachten Sie einen Kohleausstieg bis 2038 für ausreichend?
Beim Thema Umweltschutz sprechen Sie von effizienter Nutzung der Energie. Doch was genau meinen Sie damit?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Zeit.
Mit freundlich Grüßen,
L. A.
Sehr geehrte Frau A.,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Den Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz begrüße ich sehr, besonders wenn das Engagement bereits von Kindern und Jugendlichen ausgeht, die sich mit aller Berechtigung um ihre Zukunft und die der nachfolgenden Generationen sorgen. Ich bin ebenso der Überzeugung, dass Klimaschutz kein Elitenprojekt sein darf, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die auch auf dem leidenschaftlichen Einsatz breiter gesellschaftlicher Gruppen beruhen muss. Deshalb unterstütze ich die „Fridays for Future“- Bewegung und nahm am 10. März dieses Jahres in meiner Heimatstadt Kleve an einer Kundgebung teil. Wenn wir jetzt nicht handeln und den Klimawandel auf ein beherrschbares Ausmaß begrenzen, dann erwarten uns unbewohnbar heiße Millionenstädte, großflächig überflutete Küstenregionen, in denen Hunderte Millionen Menschen leben, katastrophal lange Dürreperioden, Wasserknappheit, Ernteausfälle, riesige Wald- und Buschbrände und als Folge all dessen Abermillionen an Klimaflüchtlingen. Die Generation der unter 25-Jährigen wird am schlimmsten unter den Folgen leiden.
Der Umweltschutz und die Bekämpfung des Klimawandels hatten und haben in meiner persönlichen politischen Arbeit einen hohen Stellenwert. Als Umweltministerin, setzte ich mich für einen beschleunigten Ausstieg aus der Nutzung fossiler Kraftstoffe wie Erdöl, Gas und Kohle ein. So hat das Umweltministerium unter meiner Leitung einen Klimaschutzplan erarbeitet, der langfristige Strategien vorsieht, wie unser Land bis 2050 treibhausgasneutral werden soll. Besonders die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015, das ich als Vertreterin Deutschlands verhandelt habe, ist meines Erachtens zwingend, um die Umwelt und das Klima nachhaltig schützen zu können. Als Abgeordnete des Deutschen Bundestages nehme ich regelmäßig an Diskussionsrunden und Podien teil, halte Vorträge und gebe Interviews, um mich auch weiterhin für den Klimaschutz einzusetzen. Auch empfange ich jedes Jahr bis zu 800 Schülerinnen und Schüler in Berlin, denen das Thema zunehmend am Herzen liegt.
Eine wichtige Errungenschaft auf dem Weg hin zu einer treibhausgasneutralen Gesellschaft ist der von der sogenannten „Kohlekommission“ beschlossene Kohleausstieg bis zum Jahr 2038. Die Kommission, der auch Vertreterinnen und Vertreter diverser Umweltorganisationen angehören, hat sich geschlossen dazu bereiterklärt, das endgültige Ausstiegsdatum 2038 mitzutragen. Es soll diesbezüglich eine kontinuierlich stattfindende Verringerung der Kohlenutzung geben, wobei schon bis 2022 die ersten Kraftwerke geschlossen werden müssen. Der Abschlussbericht der Kommission sieht überdies vor, 2032 zu prüfen, ob es möglich wäre, den Ausstieg bereits früher, voraussichtlich im Jahr 2035, endgültig einzuleiten. Demnach wird nicht erst in 20 Jahren mit dem Ausstieg begonnen, sondern zum jetzigen Zeitpunkt.
Bei der „effizienten Nutzung der Energie“ geht es darum, die erneuerbaren Energiequellen stärker zu nutzen, die bereits heute 40% unseres Stromverbrauchs decken. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir auch eine vollständige Versorgung mithilfe von Sonnen- Wind- und Wasserkraft erreichen können. Dafür müssen die fossilen Ressourcen im Boden bleiben und nicht für die Verbrennung abgebaut werden. Die Technologien der Zukunft werden ökologisch sein und es ist die Aufgabe der Politik, klare Rahmenbedingungen für den Wandel in die Ökoenergie zu schaffen. Dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen, da die Zeit der fossilen Energieträger der Vergangenheit angehört und wir nur die effiziente und nachhaltige Versorgung mit Strom und Wärme schaffen können, wenn wir auf Zukunftstechnologien setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Hendricks