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Barbara Borchardt
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Frage von Andreas K. •

Frage an Barbara Borchardt von Andreas K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Borchardt,
mit leichter Verwunderung habe ich hier gelesen, dass Sie es geschafft haben, dass die Schüler nun in der schulartenunabhängigen Orientierungsstufe länger gemeinsam lernen.
Eine Frage zu meinem Verständnis:
Sieht es nicht in der Praxis so aus, dass nach der Einführung der Regionalschule, der größte Teil der Schüler nach der 4. Klasse die Grundschule in Richtung Regionalschule wechselt und nach weiteren 2 Jahren der Wechsel von der Regionalschule zur weiterführenden Schule ansteht. Hmm, wo habe ich hier ein längeres gemeinsames Lernen bzw. was habe ich an diesem neuen System nicht verstanden.
Weiterhin ist mir noch unklar, wie sich das gemeinsame Lernen in der Regionalschule praktisch lebt. Ist es nicht so, dass in den Fächern wie Deutsch, Englisch, Mathematik usw. eine Art Kurssystem aufgebaut wird und so die Schüler im Alter zw. 10 und 12 Jahren, je nach Leistungsstand, in unterschiedlichen Kursen unterrichtet werden. Für mich erschließt sich der Vorteil weder aus dem zweimaligem Wechsel der Schule (vorher 1x) noch aus dem Kurssystem, der den Klassenverband der 10jährigen zerreißt. Vielleicht können Sie mir helfen.
Mfg. Andreas Konen

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Konen,

vielen Dank für Ihr Interesse in Vorbereitung der Landtagswahlen.

Bezüglich Ihrer Frage möchte ich Ihnen folgendes mitteilen:

Längeres gemeinsames Lernen ist bis mindestens zur 9. Klasse international üblich und - wie die PISA-Ergebnisse zeigen - auch pädagogisch und entwicklungspsychologisch erfolgreich.
Bezüglich des Wechsels von der Grundschule zur Realschule teile ich Ihre Auffassung nicht, denn die Klasse soll so weit das möglich ist, geschlossen an die Regionale Schule wechseln (Ausnahmen wären z.B. die Elternwahl zum Besuch einer Schule in freier Trägerschaft bzw. einer anderen örtlich zuständigen Regionalen Schule). Es ist durch die geringeren Schülerzahlen und damit der sich vermindernden Standortdichte auch möglich, dass es durch die Zuordnung der örtlich zuständigen Schulen (in den jeweiligen Einzugsbereichen, die durch Satzung vom Landkreis/kreisfreie Stadt festgelegt werden können) zu einer Teilung von Klassen kommt.

Ich halte es für besonders wichtig, dass wir im Land alle Anstrengungen unternehmen, um ein möglichst wohnortnahes Schulstandortsystem in der Fläche zu erhalten. Das gilt insbesondere für die die kleine Grundschule auf dem Land.

Die von Ihnen angesprochenen Kurssysteme halte ich für sinnvoll. Sie widersprechen auch nicht dem Grundsatz des längeren gemeinsamen Lernens, denn die Klasse bleibt als Verband zusammen. Die Trennung von Klassen in verschiedene Leitungsebenen sollte allerdings auf die Hauptfächer (Kernfächer) begrenzt bleiben. Die Binnendifferenzierung (integrativer Unterricht im Klassenverband) und die äußere Fachleistungsdifferenzierung (Trennung der Klasse in verschiedene leistungsbezogene Lerngruppen) sollten sich als pädagogisch-didaktische Unterrichtsmethoden gegenseitig ergänzen.

Gestatten Sie mir abschließend den Hinweis, dass wir das jetzt beginnende längere gemeinsame Lernen in Klasse 5 und 6 nur als einen Zwischenschritt verstehen. Integrativer Unterricht wird erst dann seine Bestimmung erfüllen, wenn es bis mindestens einschließlich der 8. Klase weitergeführt wird. Damit würde sich auch der jetzt noch mögliche Schulartwechsel nach der 6. Klasse erübrigen. Der Wechsel zum Gymnasium erfolgt dann mit Beginn der 9. Klasse.

Ich hoffe ich habe Ihre Frage ausreichend beantwortet, wenn nicht, dann fragen Sie bitte nach.

Mit freundlichen Grüßen

Barbara Borchardt