Sehr geehrte Frau Wallmann, wie ist Ihre persönliche Einstellung hinsichtlich gendergerechter Sprache?
Sehr geehrte Frau Wallmann,
Da dieses Thema äußerst aktuell ist, möchte ich Ihnen gerne folgende Frage stellen:
Wie ist Ihre persönliche Einstellung hinsichtlich gendergerechter Sprache? Ist es für Sie ein Schritt zur Gleichberechtigung, da sich hierbei auch Menschen angesprochen fühlen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, oder gibt es Ihrerseits große Bedenken? Nutzen Sie selbst gendergerechte Sprache und wenn ja, in welcher Form (Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt, Binnen-I etc.)?
Über eine schnelle und ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank.
Arta G.
Sehr geehrte Frau G.,
vielen Dank für Ihre Frage und Ihr Interesse an meiner Position zu diesem Thema.
Gendergerechte Sprache ist derzeit häufig Gegenstand kontroverser politischer und gesellschaftlicher Debatten.
Die Sprache ist ein besonders sensibler Bereich, der sich nach meiner Überzeugung dem unmittelbaren Einfluss der Politik entzieht bzw. entziehen sollte.
Ich persönlich verwende keine gendergerechte Sprache – zumal sie zu mitunter zu ausgesprochen komplizierten Konstruktionen führt. Sprache ist aber eben gerade kein Gegenstand, den man (in der Gesamtschau) beliebig nach eigenen Vorstellungen für alle verbindlich verändern kann, sondern auch eine gewachsene Struktur, die maßgeblich von der Gewohnheit bestimmt wird. Wenn Personen für sich persönlich entscheiden, gendergerecht sprechen zu wollen, dann ist dies zu akzeptieren – aber daraus sollte sich keinesfalls eine Pflicht für alle ergeben und staatliche Stellen sollten die Verwendung daher auch nicht vorschreiben oder einfordern.
Ich sehe zugleich aber auch den Aspekt, dass Menschen, die sich weder dem weiblichen noch männlichen Geschlecht zugehörig fühlen, respektiert und sprachlich angesprochen fühlen möchten. Diese Anliegen nehme ich sehr ernst. Die Sprache ist aber ein komplexes semantisches System, das eine unmittelbare Geschlechtlichkeit gar nicht immer aufweist – als Stichwort mag hier das generische Maskulinum ausreichen. Wichtiger als die gendergerechte Spreche ist nach meiner Überzeugung daher die Debatte darüber an sich, denn durch sie wurden sehr viele Menschen erst aufmerksam darauf, dass Sprache auch gesellschaftlich ausschließen kann, wenn man sie nicht bewusst verwendet. Hier sehe ich auch einen Lösungsansatz für die gegenwärtig emotional geführte Diskussion, denn wer sich der Macht der Sprache bewusst ist und diese reflektiert kann diese auch inklusiv verwenden, ohne zu gendern.
Mit freundlichen Grüßen
Astrid Wallmann