Warum ignorieren Sie die Verärgerung der Wirtschaft bzgl der Ausbildungsabgabe und suchen nicht nach gemeinsamen Wegen und sinnvollen Optionen?
Sehr geehrte Frau N.,
wir ignorieren nicht die Verärgerung der Wirtschaft (oder von Teilen der Wirtschaft). Grundsätzlich ist allen Unternehmern bekannt, dass wir infolge des demografischen Wandels auch bei der Ausbildung vor einer enormen Herausforderung stehen und es uns weniger denn je leisten können, nicht möglichst alle Ausbildungswilligen auch auszubilden und niemand zurück zu lassen. Manche Ausbildungswillige benötigen aber eine zusätzliche Unterstützung, damit sie einen Ausbildungsplatz finden und ihre Ausbildung auch erfolreich absolvieren zu können.
Mit dem Ausbildungsfonds ist deshalb nicht nur ein finanzieller Anreiz und eine finanzielle Belohnung für das Angebot von Ausbildungsplätzen geplant. Sondern es geht auch darum, flankierende Maßnahmen zur Unterstützung von Auszubildenden und Ausbildern zu entwickeln und zu finanzieren. Genau diese wichtige Aufgabe kann natürlich nur gemeinsam mit den Vertretern der Wirtschaft gelöst werden.
Genau dort liegt aber bislang der Hauptgrund für die Verärgerung der Wirtschaft, wie Sie es nennen. Es werden die Befürchtungen geäussert, dass Politik und Arbeitnehmervertreter über den Ausbildungsfonds in das bisherige "Hoheitsgebiet" der Unternehmer hinein regieren. Selbst Handwerker und Unternehmer, die einräumen, dass sie vom Ausbildungsfonds unter dem Strich profitieren würden, äusseren deshalb ihre Ablehnung.
Ich halte diese Befürchtungen für emotional nachvollziehbar, aber in der Sache nicht wirklich für begründet. Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern mit seinen sozialpartnerschaftlichen Kooperationen und gemeinsamen Wegen sehr erfolgreich gewesen. Ich bin deshalb optimistisch, dass dies nach den anfänglichen Vorbehalten auch beim Ausbildungsfonds so sein wird.