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Armin Grau
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Max W. •

Wie ist Ihre Position zu Myalgischer Enzephalomyelitis (ME/CFS) und was werden Sie konkret unternehmen, um die sehr schlechte Versorgungslage zu ME/CFS zu verbessern?

Am 19.01.2023 findet im Bundestag eine für viele Betroffene und Angehörige enorm wichtige Debatte zu der körperlichen und schwerwiegenden Erkrankung ME/CFS statt. ME/CFS (G93.3) ist eine in Deutschland seit Jahrzehnten vergessene Erkrankung, obwohl sie häufig ist und stellt eine humanitäre Katastrophe in Deutschland dar. Dies muss nun dringend und schnell beendet werden. Das Leid durch die Erkrankung und das im Stich lassen durch den Staat der vielen Betroffenen ist enorm! Nach aktuellem internationalen wissenschaftlichen Forschungsstand ist ME/CFS eine schwere, komplexe, häufige, chronische neuroimmunologische Multisystemerkrankung. Wie ist Ihre Position zu ME/CFS und was werden Sie und Ihre Partei konkret unternehmen, um die katastrophale Situation und bisher nicht vorhandener Versorgung, kaum stattfindender Forschung und fehlender Anerkennung in Deutschland deutlich zu verbessern?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr W.,

vielen Dank für Ihre Frage zu ME/CFS.
Es ist richtig, dass ME/CFS in Deutschland lange zu wenig beachtet wurde. Die unionsgeführten Vorgängerregierungen haben ME/CFS über 16 Jahre systematisch ignoriert. Daher ist es umso wichtiger, dass wir Grüne uns dafür einsetzen und das Thema in der Ampelkoalition nun auf die politische Agenda gesetzt haben.
Wir befassen uns fraktionsübergreifend bereits seit Frühjahr 2022 im Rahmen einer Petition damit, welche Verbesserungen seitens der Politik möglich und nötig sind, um die Änderungen zur Versorgung von ME/CFS-Patient*innen im Gesundheitswesen anzustoßen.
Meine Kolleg*innen und ich wissen um die großen Einschränkungen und die schwierige Lage, in der an ME/CFS erkrankten Patient*innen und ihre Angehörigen durch die Einschränkungen im Alltag sind. Daher hat ME/CFS explizit Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden. Hierbei haben wir uns auf die Verbesserung der Forschung und der Versorgung verständigt. Ganz konkret bedeutet das, dass zur Forschungsförderung Haushaltsmittel in Höhe von 16,5 Millionen Euro für 2022 und 2023 bewilligt worden sind, die bereits bewirtschaftet werden.
So wird beispielsweise an der Charité - Universitätsmedizin Berlin die Wirksamkeit dreier Gruppen von bekannten Medikamenten zur Behandlung von Patient*innen mit Chronischem Fatigue Syndrom sowie Long-Covid untersucht. So können potentielle Behandlungsmöglichkeiten auf zusätzliche Stoffe erweitert werden.
Wir Grüne wollen in der Ampel auch die Versorgungssituation durch Spezialambulanzen verbessern, damit mehr Menschen schneller eine Diagnose bekommen, aufgrund derer sie entsprechend behandelt werden können. Der Gemeinsame Bundesausschuss, der die inhaltlichen Vorgaben der gesundheitlichen Versorgung macht, wurde dafür per Gesetz beauftragt. Bis Ende dieses Jahres soll er eine Richtlinie für die interdisziplinäre und standardisierte Diagnostik von Long-Covid und ähnlichen Krankheitsbildern, wie etwa ME/CFS, erarbeiten. Gleichzeitig wird dadurch festgelegt, wie den Versicherten ein zeitnaher Zugang zu einem multimodalen Therapieangebot gesichert werden kann.

Mit freundlichen Grüßen
Armin Grau

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