Hamburger Schulfrieden
Guten Tag Frau Müller-Möller,
Sie müssen sich entscheiden, soll der Hamburger Schulfrieden verlängert werder oder nicht?
Wofür stehen Sie?
Vielen Dank für Ihre Frage, Herr K., die ich sehr gern beantorte..
Änderungen an der Schulstruktur sind teuer und bringen wenig. Deshalb bin ich für die Beibehaltung der jetzigen Struktur (Grundschule, Stadtteilschule, Gymnasium, Sonderschule und berufliche Schule). Der Schulfrieden hat allerdings dazu geführt, dass wichtige Änderungen nicht vorgenommen werden. Aus diesem Schulschlaf müssen wir erwachen und durch flexiblere Schulstrukturen und maßgeschneiderte Förderung Leistung steigern. Wir wollen Fortschritt statt Gleichschritt. Innerhalb dieser bewährten Strukturen schaffen wir ein „atmendes System“, das dort individuell mehr Zeit bietet, wo sie gebraucht wird. Unser Ziel ist es, Langeweile sowie unzeitgemäßes Lernen zu reduzieren und Schülerinnen und Schülern eine individuelle Förderung zu bieten, mit der sie ihr volles Potenzial entfalten können und an ihrem persönlichen Leistungsoptimum lernen können.
- Das vordringlichste Problem ist, dass 20 Prozent der Kinder am Ende der Grundschule nicht sicher lesen, schreiben und rechnen können. Sie erfüllen die sogenannten Mindesstandards nicht und haben damit nur eine geringe Chance auf einen Schulablschluss, der ihnen beruflichen Perspektiven ermöglicht. Um das zu ändern, wollen wir:
- Kita und Grundschule zusammendenken: Sie müssen einem gemeinsamen Bildungsauftrag, nämliich die Erreichung der Mindeststandards am Ende der Grunschule, arbeiten.
- Die 4,5jährigen Vorstellung auf 3,5 Jahre vorziehen und inhaltlich erweitern (mathematisch, motorisch), damit früher gefördert werden kann
- Wenn abzusehen ist, dass Kinder die Mindesstandards in vier Grundschuljahren nicht erreichen, kann die Grundschulzeit um ein Jahr verlängert werden, damit die Kinder auf der weiterführenden Schule eine faire Chance haben. Für schnellere Kinder, kann die Grundschulzeit entsprechend verkürzt werden.
- Wir beenden den Blindflug in Vorschul- und Grundschulbildung. Schülerinnen und Schüler verdienen individuelle diagnosegestützte Förderkonzepte von der Vorschule bis zum Ende der Mittelstufe, deren Erfolg evaluiert werden muss.
- Der Ansatz "Fördern statt wiederholen" hat sich nicht gut genug bewährt und muss modifiziert werden.Erreichen Schülerinnen und Schüler das Klassenziel trotz Förderung nicht (oder übererfüllen sie es), muss es unkompliziert möglich sein, Schulform oder Klasse zu wechseln.
- Die Profiloberstufe verträgt sich nicht mit dem Zentralabitur. Wir wollen die Leistungs-und Grundkurse wieder einführen, um Schülerinnen und Schüler zu entlasten. Dies soll ein erster Schritt sein, um die Oberstufe weiterzuentwickeln und zu flexibilisieren. Wir werden die Eliteförderung analog der Eliteschule des Sports auch für MINT, Gesellschaftswissenschaften, Kunst, Musik und Sprachen prüfen.
- Lernfortschritte, Fleiß und Erfolge sollen anerkannt werden. Wir wollen die Möglichkeiten verbessern, in leistungsdifferenzierten Teilungsstunden in der Grundschule das Erlernen von Mathe und Deutsch zu erleichtern. Äußere Differenzierung an Stadtteilschulen schafft eine lernförderliche, motivierende Arbeitsatmosphäre.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten und grüße Sie herzlich!
Antje Müller-Möller