Unterstützen Sie den AfD-Verbotsantrag?
Die AfD verweigert sich der Realität des Klimawandels. Ich kann nachts nicht schlafen, weil ich nicht in einer Zukunft voller Krisen, Lebensmittelknappheit, Unwetterkatastrophen, Verzweiflung und mehr und mehr Faschismus leben will. Können Sie schlafen? Ich denke, Sie haben es sich ausgesucht, Politikerin zu sein. Sie wollen Verantwortung übernehmen. Sie wollen nicht Menschen wissentlich, offenen Auges in Gefahr bringen. Sie wollen sich doch sicher nicht in den Weg stellen, wenn es die Möglichkeit, den Ausblick auf Möglichkeit gibt, so eine Zukunft, zu verhindern, richtg? Sie werden doch, unter anderen Maßnahmen, eine lebenswerte Zukunft zu gestalten, versuchen, den Faschismus zu verhindern? Einfach ermöglichen, dass das Verfassungsgericht das Verbot prüft, das ist nicht zu viel verlangt.
Sehr geehrte Frau Klose, unterstützen Sie den AfD-Verbotsantrag?
Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre Mail und Ihr damit verbundenes Engagement für unsere Demokratie.
Die AfD wächst seit mehreren Jahren zu einer immer größeren Bedrohung für unser gesellschaftliches Zusammenleben heran. Dabei zeigt sie mit ihrer Ideologie wiederholt, dass sie sich gegen zentrale Grundprinzipien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung ausspricht. Grundlegend hierfür ist insbesondere das systematische in Frage stellen der Würde ALLER Menschen sowie des Diskriminierungsverbotes gegenüber ALLEN Menschen. Darüber hinaus wurden bereits verschiedene Landesverbände der AfD sowie die Jugendorganisation der AfD durch den Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ sowie der Bundesverband der AfD als „rechtsextremer Verdachtsfall“ eingestuft. Insbesondere zur Einstufung des Bundesverbandes der AfD hat das Oberverwaltungsgericht Münster kürzlich bestätigt, dass konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass die politischen Ziele der AfD gegen die Menschenwürde und somit gegen das Grundgesetz verstoßen. Hinzukommend hat zuletzt die konstituierende Sitzung des thüringischen Landtags erneut gezeigt, dass diese Partei die parlamentarische Demokratie von innen heraus sukzessive bekämpfen will und bereits bekämpft.
Aus dieser Gesamtschau ergibt sich aus meiner Sicht eine große Bedrohung für das Fortbestehen unserer Demokratie. Genau für diesen Fall ist in unserem Grundgesetz mit Artikel 21 die Möglichkeit vorgesehen, dass die Verfassungskonformität einer Partei durch das Bundesverfassungsgericht überprüft und daraus resultierend ein Parteienverbot verhängt werden kann. In der jüngeren Vergangenheit hat das Bundesverfassungsgericht zurecht hohe Hürden für ein solches Verfahren definiert. Daher muss der Prüfantrag rechtlich fundiert sowie abgesichert erstellt und eingereicht werden.
Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen, aber auch gesellschaftlichen Situation rund um die AfD, unterstütze ich das Anliegen, einen solchen Prüfantrag an das Bundesverfassungsgericht zu stellen. Aufgrund der Neuwahlen ergibt sich ein großer Handlungsdruck, um noch in dieser Legislatur einen Prüfantrag auf den Weg zu bringen. Aus diesem Grund unterstütze ich als Erstzeichnerin den Antrag rund um meine Kolleg:innen Marco Wanderwitz und Carmen Wegge, der zuletzt offiziell eingereicht wurde. Im nun anstehenden parlamentarischen Verfahren werde ich dafür werben, diesen Antrag mit einer Mehrheit im Deutschen Bundestag zu beschließen. Aus meiner Sicht ist es jetzt mehr denn je an der Zeit, dafür aktiv einzutreten, unsere Demokratie vor ihren Feind:innen zu schützen.
Jedoch würde uns auch ein Prüfverfahren nicht aus der Pflicht entbinden, anzuerkennen, dass es die demokratischen Parteien bisher nicht geschafft haben, die AfD politisch klein zu halten. Zunehmend mehr Menschen zweifeln an der Funktionalität des demokratischen Systems. Aus diesem Grund müssen wir als demokratische Parteien bisherige Prozesse des politischen Arbeitens grundlegend hinterfragen. Denn auch im Falle eines Parteienverbotsmüssen die Menschen, die aktuell die AfD wählen oder in Betracht ziehen, diese zu wählen, wieder für die Demokratie zurückgewonnen werden. Es braucht, meiner Überzeugung nach, eine soziale Politik für eine gerechte Verteilung von Vermögen und Zukunftschancen in diesem Land.
Abschließend möchte ich mich nochmal für Ihre Nachricht bedanken. Insbesondere in diesen entscheidenden Zeiten ist der Austausch zwischen Menschen, die für unser demokratisches Miteinander einstehen, von immenser Bedeutung. Daher habe ich mich sehr über Ihre Nachricht gefreut und hoffe, dass ich Ihnen meine Position zu diesem Thema deutlich machen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Annika Klose