Ein Sozialdemokrat gibt in einem Fall schwerer Steuerhinterziehung zumindest ein zweifelhaftes Bild ab. Später wird er Kanzler. Welche Rolle spielen dieser und ähnliche Fälle beim Erstarken der AfD?
Ich bin sehr besorgt über die zunehmenden Wahlerfolge der AfD. Ein häufig genannter Faktor ist das Gefühl von den demokratischen Parteien nicht ausreichend vertreten zu werden.
Schaut man sich beispielsweise den CumEx-Skandal an, muss die Frage erlaubt sein, ob das Gefühl nicht teilweise die Realität widerspiegelt. Wenn zusätzlich, im Angesicht der bedenklichen Gedächtnislücken unseres Kanzlers, die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD erklärt das Thema sei „gesellschaftlich vollumfänglich aufgearbeitet und transparent“, fühlt sich das für viele Bürger*innen dieses Landes, auf gut deutsch gesagt, wie ein Schlag in die Fresse an.
Halten Sie es nicht für absolut notwendig, auch, oder vielleicht sogar vor allem, Verfehlungen in der eigenen Partei, auch gegen innerparteiliche und parteipolitische Machtinteresse, aufzuarbeiten? Führt man sonst nicht das Grundsatzprogramm der Partei ad absurdum? Macht man sich als SPD sonst nicht mitschuldig am Erstarken extremistischer Kräfte?