Frage an Annette Schavan von Lothar K. bezüglich Bildung und Erziehung
Alle Parteien haben sich auf die Fahnen geschrieben mehr Geld für Bildung ausgeben zu wollen. Für mich wäre es viel wichtiger endlich unser Bildungssystem zu ändern das für mich ein Berufszielverhinderungssystem ist und statt individuell zu fördern gnadenlos selektiert. Es gibt viel zu viele überflüssige Hürden und Barrieren. Ob man in Deutschland sein Berufsziel erreicht hängt nicht nur von Herkunft und Geldbeutel der Eltern ab sondern auch in welchem Bundesland man wohnt. Während in einigen Bundesländern durchaus gute Ansätze zu sehen sind wie z.B.in Hamburg wo man entweder über das G8 zum Abitur gelangen kann oder über die Stadtteilschulen dann in 13 Jahren wird es in Bayern immer schlimmer. Die Hauptschulen bluten aus. Dafür platzen die weiterführenden Schulen aus allen Nähten obwohl sie erst vor wenigen Jahren neu gebaut wurden. Viel zu viele Schüler sitzen in viel zu kleinen Klassenzimmern weil für Neubauten eine Maximalgröße beschlossen wurde oder in Räumen, die niemals als Klassenräume vorgesehen waren. Also muss man dafür sorgen, dass möglichst wenige Schüler eine Übertrittsempfehlung bekommen. Bei denen, die übergetreten sind muss man dafür sorgen, dass möglichst viele die Probezeit nicht bestehen und wieder auf die Hauptschule zurückgeschickt werden. Diejenigen, die nicht der Norm entsprechen schiebt man auf eine sogenannte Förderschule ab. Ein zurück auf eine normale Grundschule ist nahezu unmöglich weil auch die Förderschule ihre Schüler um jeden Preis behalten will. Viele, die auf diese Weise scheitern sind dann so frustiert, dass sie gar keinen Abschluss mehr schaffen weil für sie ja ohnehin HartzIV vorprogrammiert ist. Die erste realistische Chance auf eine Berufsausbildung erhalten sie dann, wenn sie kriminell geworden sind und in einer Jugendjustizvollzugsanstalt einsitzen.
Dort können sie dann eine Ausbildung zum Gärtner, KFZ-Mechaniker,Schreiner etc. machen. Leider ist das Bildungssystem Ländersache. Was kann und will die SPD und sie ändern?
Sehr geehrter Herr Kindermann,
ich danke Ihnen für Ihre Frage vom 15. September 2009.
Wir können die zukünftigen Herausforderungen unseres Landes nur dann meistern, wenn wir gut ausgebildete Bürgerinnen und Bürger haben. Aus diesem Grund hat die unionsgeführte Bundesregierung in den vergangenen Jahren soviel Geld in Bildung und Forschung investiert wie nie zuvor. Und die Entwicklung seit dem Jahr 2005 mit mehr frühkindlicher Bildung, mehr Lehrstellen, mehr Studienanfängern und einer deutlich besseren Ausbildungsförderung zeigt, dass Deutschland mit den eingeleiteten Bildungsreformen auf einem guten Weg ist. Die CDU will die Bundesrepublik zur Bildungsrepublik ausbauen und eines der besten Bildungssysteme der Welt schaffen. Deshalb werden wir die Ziele und Maßnahmen des Bildungsgipfels von Dresden im Oktober 2008 konsequent umsetzen. Wir wollen bis zum Jahr 2015 gesamtstaatlich zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Bildung und Forschung investieren.
Bildung ist in Deutschland weitgehend Ländersache; so regelt es das Grundgesetz. Gleichzeitig wachsen die länderübergreifende Verantwortung und die Notwendigkeit, in zentralen Handlungsfeldern nationale Ziele und abgestimmte Maßnahmen von Bund und Ländern zu verabreden. Dies ist auch hinsichtlich der gesamtstaatlichen Vertretung auf Ebene der Europäischen Union notwendig. Wir brauchen bundesweite Leistungsmaßstäbe für Bildungseinrichtungen und -abschlüsse. Jede Familie muss sich darauf verlassen können, dass ihre Kinder bestmöglich gefördert werden und der Umzug in ein anderes Bundesland nicht zu einem Problem wird. Die besten Beispiele für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Bund und Ländern sind der Bildungsgipfel in Dresden im Oktober 2008, der Schwerpunkt für Bildungsinvestitionen in den Konjunkturpaketen I und II sowie die Fortsetzung des Hochschulpakts, der Exzellenzinitiative und des Pakts für Forschung und Innovation.
Die Union steht für ein differenziertes Schulsystem, das Durchlässigkeit ermöglicht. Dabei kommt es weniger auf die Dauer des gemeinsamen Lernens an, sondern vielmehr auf Leistungsorientierung und individuelle Förderung beim Übergang in die weiterführende Schule. Zu jedem Abschluss gehört ein Anschluss. Erreichte Kompetenzen und Abschlüsse müssen bei den Übergängen besser anerkannt und angerechnet werden. Wir wollen für die Bildungseinrichtungen und Bildungsabschlüsse bundesweite Leistungsmaßstäbe entwickeln und durchsetzen. Wir brauchen einen transparenten und ehrlichen Leistungsvergleich zwischen den Schulen in Deutschland
Deutschland ist im Bereich Bildung und Forschung gut aufgestellt. Jetzt kommt es darauf an, den eingeschlagenen Kurs konsequent weiterzuverfolgen.
Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.
Ihre Annette Schavan