Frage an Annette Karl von Werner R. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Karl
Die Deutschen Milchbauern sind auf Grund ruinöser Milcherzeugerpreise in ihrer Existenz bedroht und damit steht die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln auf dem Spiel.
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) fordert jedoch nicht nur einen fairen, kostendeckenden Milchpreis von 43 Cent, sondern ist auch bereit, seinen Beitrag dazu zu leisten, damit „unsere“ Molkereien diesen auch am Markt erwirtschaften können. Die Forderungen des BDM an die Politik konnte ich ihnen in einem Politikergespräch nahe bringen und erklären. Einige dieser Forderungen sind in Verordnungen o h n e europäische Beteiligung zu bewerkstelligen und durch eine Entscheidung im Bundesrat umzusetzen.
Frage 1: Unterstützen Sie die Änderung des Umrechnugsfaktors von 1,02 auf 1,03?
Frage 2: Befürworten Sie die Forderung des BDM zur Abschaffung der Quotensaldierung?
Frage 3: Was tun sie konkret, um eine flexible Mengensteuerung nach den Bedürfnissen des Marktes über 2015 hinaus zu realisieren?
Mit freundlichen Grüßen
Werner R e i n l.
Sehr geehrter Herr Reinl,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte. Zu 1.) Ich unterstütze uneingeschränkt die Ihre Forderung nach Änderung des Umrechnungsfaktors von Litern in Kilogramm von 1,02 auf 1,03. Dies entspricht den tatsächlichen Dichteverhältnissen der Milch und wird deshalb auch in den meisten europäischen Ländern so gehandhabt.
Zu 2.) Ich bin für die Abschaffung der Quotensaldierung, damit die einzelbetrieblichen Quoten eingehalten werden. Damit kann die bisher stattfindende Überlieferung beendet werden und es wäre eventuell möglich, die drohende 2%-tige Quotenerhöhung in eine nationale Reserve zu tun, um sie erst entsprechend der Marktlage freizugeben. So gäbe es keinen Preisdruck nach unten.
Zu 3.) Eine solche flexible Mengensteuerung ist nur in der Zusammenarbeit aller Beteiligten zu erreichen. So ist zum Beispiel eine Gestaltung von Marktspielregeln nur auf WTO- Ebene zu erreichen. Ich denke, die Milcherzeuger sind auf dem Weg vom Lieferanten zum Unternehmer und dies ist der richtige Weg. Ein Autohersteller z.B. produziert auch nur soviel Autos, wie er verkaufen kann, wenn das Lager voll ist, wird die Produktion zurückgefahren. Da die Milchproduktion nicht per Knopfdruck bei der Kuh zu steuern ist, gilt es, mit wettbewerbsverträglichen Mitteln wie freiwilligem Lieferverzicht, Aufkauf von Milch etc. den Markt zu steuern. Ich unterstütze deshalb die Vorstellung des BDMs, für diese Maßnahmen von den Milchbauern eine Umlage zu erheben. Tatsache ist: wir brauchen eine flexible Mengensteuerung in der Hand der Milcherzeuger in Absprache mit der Molkereiwirtschaft, um die Zukunft der Betriebe zu sichern.
Meine Aufgabe im Landtag sehe ich darin, in Absprache mit den Betroffenen, einzelbetriebliche Milchreferenzmengen und deren Einhaltung auf den Weg zu bringen. Hier würde ich eine freiwillige Vereinbarung einer auf dem Verordnungswege vorziehen.
Außerdem möchte ich Maßnahmen zur Imageverbesserung der Produkte auf den Weg bringen: Milch ist kein Billigprodukt, sondern ein hochwertiges Nahrungsmittel, dass seinen angemessenen Preis verdient.
Vorstellen könnte ich mir auch die Wiedereinführung von kostenloser Schulmilch in den Schulen. Das dient der gesunden Ernährung der Kinder und gibt diesen gleichzeitig als "Käufern von morgen" ein Bewusstsein für ein solches Naturprodukt.
Als Politikerin bin ich immer auf die Anregungen und "Aufträge" der Bürger angewiesen, ich freue mich deshalb auf die Fortsetzung unserer Diskussion.
Mit freundlichen Grüßen,
Annette Karl