Wie stehen Sie zum Thema Islam?
Sehr geehrte Frau A.
Ihre Frage ist sehr allgemein gehalten, daher kann ich nur einige der vielen Aspekte aufführen, die gesellschaftlich relevant sind.
Der Islam ist eine Weltreligion mit unterschiedlichen Ausprägungen. Ich habe ihn an unterschiedlichen Orten (z.B. in Berlin-Neukölln/Kreuzberg, Ghana und Tadschikistan) erlebt. Kolleginnen und Kollegen gehören dem Islam an. Mit der Willkommensinitiative, die ich 2015 mitgegründet habe, habe ich Geflüchtete muslimischen Glaubens kennengelernt.
Muslimisch Gläubige sind in der Gesellschaft integriert. Muslimisches Leben in seiner ganzen Vielfalt gehört in Deutschland zu unserer gesellschaftlichen Realität.
Das ist die Grundlage, warum ich unsere Forderungen im Wahlprogramm unterstütze. Sie finden sie auf Seite 172:
Muslim*innen sind von struktureller Diskriminierung sowie von gewalttätigen Übergriffen betroffen. ...
Der Staat darf keine Religion diskriminieren oder ungerechtfertigt bevorzugen. Die heterogene und von Muslim*innen als Stärke wahrgenommene Struktur des Islams, die weder eine religiös noch strukturell verankerte Hierarchie kennt, darf ihnen von Seiten des Gesetzgebers deshalb nicht zum Nachteil gereichen. ...
Wir unterstützen daher Staatsverträge mit islamischen Religionsgemeinschaften, die in keiner strukturellen Abhängigkeit zu einem Staat, einer Partei oder politischen Bewegung und dessen oder deren jeweiliger Regierungspolitik stehen und sich religiös selbst bestimmen. Wir wollen auch progressive, liberale muslimische Vertretungen einbinden, die für Werte wie Gleichberechtigung der Geschlechter, LSBTIQ*-Rechte und Feminismus einstehen und einen lebendigen Glauben innerhalb des islamischen Religionsspektrums praktizieren. Auch zeigen wir uns solidarisch mit Kritiker*innen von fundamentalistisch-politischen Kräften, wenn sie massiv bedroht werden. Für die eigenständige und selbstbewusste Religionsausübung von Muslim*innen ist eine Imam*innen-Ausbildung in Deutschland dringend notwendig. Dafür wollen wir islamisch-theologische und praxisorientierte Aus- und Weiterbildungsprogramme für Imam*innen und islamische Religionsbedienstete in Kooperation mit den Instituten für islamische Theologie bundesweit etablieren und unterstützen.
Gleichwohl machen islamistische Terrornetzwerke nicht an Landesgrenzen halt. Zum Schutz der Bürger*innen und zur Verteidigung unserer Freiheit brauchen wir eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Polizei und Justiz: durch gemeinsame europäische Polizeiteams, durch die Aufwertung von Europol zu einem Europäischen Kriminalamt sowie durch eine engere justizielle Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten (Seite 195).
Persönlich werde ich mich für Chancengerechtigkeit einsetzen, weil wir gute Bildung inklusiv gestalten müssen. Denn wir brauchen viele und gute Fachkräfte, die den ökologischen, wirtschaftlichen und klimagerechten Aufbruch mitgestalten.
Mit freundlichen Grüßen
Anne Schumacher