Frage an Anne Fuchs von Ingrid H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Fuchs,
Die Chancen für ältere Arbeitnehmer auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt gehen gegen Null. Als Chance bietet sich die Selbständigkeit an. So wird es propagiert. Wagt man diesen Schritt, stellt man bald fest, dass die staatlichen Unterstützungen nicht greifen. Überbrückungsgeld wird zwar für sechs Monate genehmigt, jedoch laufen die Zahlungen so schleppend, dass schon der erste Monat der Selbständigkeit zu einer Überlebenszitterpartie wird. So startet man in vielen Fällen mit einenem Minus auf dem Konto. Notwendige Investititionen, z.B. für die Kundenakquise, können so nicht getätigt werden. Die monatliche nachträgliche Zahlungsweise ist alles andere als förderlich. Da begleitene Maßnahmen und Förderungen, wie Investititionszuschüsse, Zuschüsse für Unternehmensberatung und Ahnliches ersatzlos gestrichen wurden, bleibt auch in diesem Bereich die Gründerin auf sich und das "Goodwill" ihrer Bank angewiesen. Hilfreich wäre es für viele, das genehmigte Überbrückungsgeld mit Beginn der Selbständigkeit in einem Betrag zu zahlen. Die Neugründerin könnte so die notwendigen Entscheidungen für die Verwendung des Betrages selbst tätigen. Weiterer Vorteil eine Entlastung für die Mitarbeiter der Arbeitsagentur eventuell sogar eine Kostenersparniss. Welche Möglichkeiten zur Verbesserung der beschriebenen Situation ziehen sie in Betracht? Welche Regelungen sind geplant, damit sich die Situation für Gründer nachhaltig verbessert? Wir brauchen keine Hochgklanzbröschüren, sondern konkrete Unterstützung.
Sehr geehrte Frau Habetz
vielen Dank für ihre Frage. In den meisten Fragen sind wir uns wohl einig. Die Massenarbeitslosigkeit ist zwar mittlerweile zu einer weltweiten Erscheinung geworden, aber in Deutschland haben ältere Arbeitslose noch weniger Chancen als in anderen kapitalistischen Ländern.
Auch ich bin der Meinung das kleine Unternehmer und Selbstständige von Steuerlasten befreit werden müssen.
Die Banken sind mit den großen Wirtschaftsunternehmen verflochten und kontrollieren diese schon fast vollständig. Das Wachstum der Großen geht einher mit der bewussten Vernichtung vom Mittelstand.
Sie fordern ein ausreichendes Überbrückungsgeld für Neugründungen. Das finde ich richtig. Allerdings muss bei dieser Finanzierungspolitik zwischen großen und kleinen Unternehmen unterschieden werden. Hier fordert die MLPD eine generell andere Steuerpolitik.
Der Lohnanteil am Umsatz ist beim Mittelstand oft um eine vielfaches höher als bei Großunternehmen wie Daimler, die nur 2,3% vom Umsatz an Sozialabgaben zahlen.
Die MLPD tritt für eine Unternehmenssteuer entsprechend dem Umsatz ein. Eine Steuer in Höhe von 6,2 Prozent vom Umsatz würde vollständig ausreichen um die gesamten Sozialversicherungsbeiträge von 305 Millarden Euro jährlich zu finanzieren.
Ein zinsfreies " Gründer-Kapital " für kleine Unternehmer und Selbstständige wäre eine überlegenswerte Forderung.
Eine Erweiterung der Existenzgründungen kann natürlich nicht der Weg aus der Massenarbeitslosigkeit sein.
Mehr Arbeitsplätze sind notwendig und müssen geschaffen werden, statt sie massenhaft zu vernichten.
Die Auswirkungen der Agenda 2010, insbesondere der Hartz-Gesetze haben die Arbeitslosigkeit noch beschleunigt. Die Aufweichung von Tarifverträgen erleichtert Massenentlassungen, die Einführung von 1-Euro-Jobs und neue EU-Richtlinien vernichten Arbeitsplätze im Handwerk usw.
Deshalb fordert die MLPD auch: Weg mit Hartz 4!
Es ist doch auch nicht so, dass uns die Arbeit ausgehen würde. Alleine im Gesundheitswesen oder in der Bildung und Erziehung müssten viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Die MLPD steht für eine eine massive Arbeitszeitverkürzung auf Kosten der Profite. Eine unserer wichtigsten Forderungen ist die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
Der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen ist aber nicht nur eine Frage der richtigen Forderungen, sondern wird in erster Linie im Kampf gegen die Profitgier der Kapitalisten entschieden.
Ich hoffe, ihre Frage ist damit beantwortet. Auch über ein persönliches Gespräch würde ich mich freuen.
Sie können mich z.B. am Samstag, den 10.9.05 von 10-13 auf dem Husemannplatz in der Bochumer Innenstadt bei unserer Kundgebung finden.
Mit freundlichen Grüßen
Anne Fuchs