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Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Hans-Werner S. •

Frage an Annalena Baerbock von Hans-Werner S. bezüglich Klima

In Ihren Reden zum Klimaschutz sind Sie für den massiven Ausbau von Windkraftanlagen auf dem Land und dem Meer.
Meine Fragen: Nach dem Ablauf der genehmigten Laufzeiten müssen diese Anlagen abgebaut und recycelt werden. Diese Anlagen bestehen aus Kunststoff-Verbundmaterialien. Das sind Polymere in den Kohlenstofffasern bzw. Glasfasern in die Polymerstrukturen fest eingebettet sind. Solche Materialien sind sehr schwierig zu
entsorgen und die Entsorgung dazu ist enorm teuer.
Wie wollen Sie bei einer Zunahme von solchen Windkraft-Anlagen diese dann kostengünstig entsorgen. Sollen dann die freiwerdenden Braunkohlen-Tagebaue mit Genehmigung der Grünen zu Sondermüll-Anlagen ausbaut werden. Warum verschweigen die Bündnis 90/ die Grünen bei der Diskussion über eine Zunahme von Windkraftanlagen der Bevölkerung solche Probleme. Warum wird diese Problematik in keiner öffentlichen Diskussion erörtert.
Die zweite Frage
Offshore-Windkraftanlagen in den Meeren bringen eine weitere Gefahr mit sich. Auch diese Anlagen bestehen aus Kunststoff-Verbundmaterial. Erosionen durch das Wetter (Wind, Sonne, Regen, UV-Strahlen)an diesen Anlagen kann keine Partei verhindern. Aufgrund solcher Erosionserscheinungen werden Mikroplastik Teilchen herausgelöst, die dann zu einer enormen Zunahme von Mikroplastik in den Meeren sorgen werden. Das führt dann zur einer Verseuchung von Meeresfischen die in die Nahrungskette gelangen. Was wird mit der Fauna und Flora am Meeresboden.
Was will ihre Partei diesen Problemen entgegensetzen. Warum werden diese Probleme
bei Diskussionen in der Öffentlichkeit und im Fernsehen verschwiegen.
Ich hätte gern von Ihnen auf meine Fragen eine ordentliche Antwort und bitte kein Politiker bla bla. Ich wäre auch bereit an einer Diskussion mit ihnen persönlich daran teilzunehmen.
Mit freundlichen Grüssen
Hans-Werner Sander

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Über Kohlekraftwerke gelangen CO2 in unsere Atmosphäre, giftige Schwermetalle und Quecksilber in unsere Atemluft, unsere Gewässer, unsere Böden und damit auch in unsere Nahrungsmittel. Von der Umweltzerstörung durch den Kohleabbau ganz zu schweigen. Atomkraftwerke stellen insbesondere wegen des produzierten Mülls für hunderttausende Jahre eine unzumutbare Belastung der Menschen und der Umwelt dar. Kurzum: Trotz der von Ihnen völlig zu Recht angeführten Probleme, die auch uns Grüne beschäftigen, gehört die Windkraft schon heute zu den saubersten Energiequellen, die wir haben und mit Blick auf aktuelle Forschungsvorhaben wird sie noch sauberer werden.

Zu Ihrer ersten Frage: Windkraftanlagen und deren Bestandteile sind mittlerweile gut recycelbar. Dies bedeutet natürlich nicht, dass das nicht noch besser geht. All diese Technologien sind vergleichsweise jung und entsprechend groß sind Effizienzgewinne sowie der Fortschritt bei den verwendeten Materialien und dem Recycling am Ende der Nutzungszeit der Produkte. Dass Rotorblätter von Windkraftanlagen z.B. zur Mitverbrennung in Zementwerken oder für den Straßenbau verwendet werden wird nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Den unten stehenden Links können Sie entnehmen, dass Windenergieanlagen im Vergleich zu konventionellen Energieträgern eine klar bessere Ökobilanz haben und es wird auch klar, dass sich diese mit zunehmendem Einsatz und weiterer Forschung noch verbessern wird.

Konkret zu Rückbau, Recycling, Repowering von Windkraftanlagen: https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/produktverantwortung-in-der-abfallwirtschaft/windenergieanlagen-rueckbau-recycling-repowering

Zu Ihrer zweiten Frage: Erosionsbedingte Schadstoffeinträge haben Auswirkungen auf die Umwelt und kommen letztlich auch bei uns Menschen an. Im Vergleich zu konventionellen Energieträgern wie Kohle und Gas oder der Atomenergie sind diese jedoch erheblich geringer. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft (https://www.bundestag.de/resource/blob/817020/27cf214cfbeaac330d3b731cbbd8610b/WD-8-077-20-pdf-data.pdf; Stand 8. Dezember 2020) kann das tatsächliche Ausmaß des von Ihnen angesprochenen Mikroplastikproblems noch nicht mit Zahlen belegt werden. Hierzu wird aktuell geforscht und die unter dem Link aufrufbare hilfsweise Quantifizierung des Mikroplastikeintrags legt nahe, dass der Mikroplastikeintrag aus anderen Quellen deutlich größer ist. Trotzdem ist die Situation auch für uns nicht zufrieden stellend und wir unterstützen die Forschung an innovativen Beschichtungen, die den Mikroplastikeintrag verringern und Windkraftanlagen gleichzeitig haltbarer machen.

Zur Ökobilanz von Wind- und Solaranlagen: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/aktualisierung-bewertung-der-oekobilanzen-von

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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