Frage an Anke Fuchs-Dreisbach von Peter P.
Sehr geehrte Frau Fuchs-Dreisbach!
In wenigen Tagen ist Wahl in NRW; ich bin mir immer noch unsicher, wen ich wählen soll. Vor allem interessiere ich mich dafür, was Sie bzw. Ihre Partei zur Bildungspolitik in NRW sagt. Konkret auch: Sind Sie für oder gegen die Hauptschule, für oder gegen die Förderschule? Davon abgesehen, weil wir hier in einer Gegend wohnen, in der die Windkraftfrage sehr zentral ist: Wie stehen Sie persönlich dazu, in Wittgenstein weitere Windkrafträder zu installieren? Über eine zeitnahe Beantwortung meiner Fragen würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Phillipzig (Richstein)
Sehr geehrter Herr Phillipzig!
Gerne werde ich Ihnen die Grundzüge meiner politischen Grundhaltung in den von Ihnen angesprochenen Fragen skizzieren:
[1] Die Diskussion, ob im Gymnasium nach G9 oder G8 („Turbo-Abitur“) unterrichtet werden soll, läuft immer noch in NRW. Meine Partei, die CDU, will beide Unterrichtsmodelle im Gymnasium ermöglichen. Werde ich persönlich auf diese Frage angesprochen, argumentiere ich wie folgt: G8 funktioniert. Ich habe mit rund 10 Schülern gesprochen, die nach G8 das Abitur gemacht haben, und auch diese sagten: Man habe zwar etwas weniger Freizeit, klar, aber im Prinzip bekommt man das geregelt, man müsse etwas mehr „pauken“, aber – Zitat - „es passt“. Dieses Sowohl-Als-Auch widerstrebt mir vom Prinzip her. Mein Ansatz ist: klare Entscheidungen auch für unsere Schulen. Und: Keine Experimente mehr. Es muss endlich Schluss sein damit, in Fragen der Bildungspolitik ständig eine neue Sau durchs Dorf treiben zu wollen. Was die Schulen brauchen, ist Ruhe. Und Planungssicherheit. Damit sie sich endlich wieder auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können, nämlich unsere Kinder und jungen Menschen zu bilden und zu jungen gereiften Persönlichkeiten zu erziehen.
[2] Stichwort „Inklusion“. Das ist auch so ein Begriff, mit dem Rot-Grün um die Häuser zieht und meint, damit das Rad der Integration von Menschen mit gewissen körperlichen oder geistigen Benachteiligungen neu erfunden zu haben. Grundsätzlich bin ich für die sogenannte Inklusion. Ich will, dass Menschen, auch wenn sie – in welcher Form auch immer – eine geistige oder körperliche Benachteiligung haben, in unsere menschliche Gesellschaft integriert werden, so zum Beispiel in Schützenvereine, Sportvereine, dass sie teilhaben sollen am allgemeinen gesellschaftlichen Leben. Jedoch halte ich die Strategie von Rot-Grün, Kinder und junge Menschen prinzipiell an Regelschulen unterrichten zu wollen, für problematisch, zumal wenn es sich um Kinder und junge Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen handelt. Hier zeigt die Praxis, dass viele Eltern ihre Kinder wieder von den Regelschulen abmelden und sie in Förderschulen schicken, weil sie sich in den Regelschulen überfordert fühlten und damit einem psychischen Stress ausgesetzt gewesen sind, die der Entwicklung des Kindes nicht gut getan hat. Insofern bin ich der festen Überzeugung, dass unsere Förderschulen erhalten werden müssen, weil an diesen Schulen insbesondere Kinder mit geistigen Beeinträchtigungen jene pädagogisch professionelle Zuwendung und Förderung erhalten, die gerade diese Kinder brauchen, um Erfolge zu haben und als junge Menschen reifen zu können.
[3] Wenn wir über die klassische Hauptschule sprechen, sprechen wir von einer Traditionsschule, die jahrzehntelang in unserer Bildungslandschaft in Deutschland eine gute Arbeit gemacht hat. Leider haben vor allem die rot-grünen Gesamtschul-Ideologen und in der Folge auch die veröffentlichte Meinung in den letzten Jahren die gute alte Hauptschule als „Restschule“ stigmatisiert bzw. degradiert, was dieser Schulform und den Kindern, die diese Schulform besuchen, nicht gerecht wird. Es ist sicherlich eine Tatsache, dass sich das Lernklima wie auch die Zusammensetzung der Kinder in den Klassen in Ruhrgebietsgroßstädten von jenen bei uns im ländlichen Raum (Wittgenstein z. B.) wesentlich unterscheidet. Mein Ansatz ist: Ich will die Hauptschule und damit auch die pädagogische Arbeit jener Fachkräfte, die in den Hauptschulen unterrichten, stärken; ich will sie als handwerklich-technische Zuliefererschulen definiert sehen für unser Handwerk und unsere mittelständischen Betriebe. Ich will die Hauptschule zu einer Qualitätsschule machen für jene Kinder und jungen Menschen, deren Neigungen und Fähigkeiten in erster Linie im Handwerklich-Technischen liegen. Insofern wäre im Bildungsministerium in Düsseldorf entsprechend zu prüfen, wie die Lehrpläne in den Hauptschulen so ausgerichtet werden können, dass sie wenigstens einen Anteil von 40 bis 50 Prozent praktische Ausbildung erhalten. Damit wäre den Kindern gedient, die sich mehr dafür interessieren, wie man beispielsweise ein Bücherregal baut oder einen Mopedmotor repariert oder vielleicht auch ein Kleid selbst schneidert.
[4] Abschließend noch einige Anmerkungen zum nach wie vor sehr umstrittenen Thema „Windkraft“. Wie sie selbst wissen, sind in unserer Region bereits zahlreiche Windkrafträder installiert worden, selbst in Waldgebieten (was eine Entscheidung von Rot-Grün gewesen ist, denn anders bekommen sie ihre Flächen für WKA nicht zusammen!). „Schön“ macht sich so eine „Windmühle“ im Landschaftsbild nicht. WKA passen nicht in unsere intakte, zusammenhängende Waldnaturlandschaft. Außerdem torpedieren sie unser Marketingkonzept, das – wie Sie vielleicht wissen – wirbt mit dem Slogan „Naturparadies in Südwestfalen“. Sollten weitere dieser Anlagen in unserer schönen Naturlandschaft aufgestellt werden, ist dieses touristische Marketingkonzept ad absurdum geführt. Das will ich nicht. Nicht, dass Sie mich missverstehen: Ich bin für die Energiewende, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie mittlerweile gesellschaftlicher bzw. politischer Konsens ist; ich bin auch nicht prinzipiell gegen die Windkraft, wenn die Anlagen dort aufgestellt werden, wo sie die Naturschönheiten nicht zerstören und Menschen nicht belästigen, wie beispielsweise jene Offshore-Anlagen, wie man sie in Nord- und Ostsee findet, oder wie jener riesige Windenergiepark südlich von Paderborn (Wünnenberg-Haaren), wo sie auf landwirtschaftlichen Flächen stehen, die niemals für den Tourismus relevant gewesen waren. Davon abgesehen plädiere ich – auch öffentlich (vgl. Sie die entsprechenden Presseberichte hier in unseren Zeitungen) – für die Stärkung des traditionellen CDU-Kernprinzips der Subsidiarität. Was heißt das? Vor allem das Remmel-Umweltministerium in Düsseldorf fährt in der WKA-Frage die Strategie der Bevormundung der Kommunen in dieser Frage; was Remmel und Helfershelfer da betreiben, ist ideologisch motivierte Planwirtschaft in dieser Frage. Die geben vor, dass gebaut werden muss (selbst, wie oben erwähnt, in Wälder hinein), die Bezirksregierungen werden von Rot-Grün in Düsseldorf „missbraucht“, um auf die Städte und Kommunen in dieser Frage Druck auszuüben und die Städte und Kommunen sind am Schluss nur noch Marionetten, die zu springen haben (das heißt Zonen ausweisen MÜSSEN), um diese ideologischen Vorgaben zu realisieren. Mein Ansatz: Weg von dieser „sozialistischen rot-grünen Planwirtschaft“ und zurück zur Planungs- und Entscheidungshoheit der Städte und Kommunen in dieser Frage.
Ich hoffe, dass meine Ausführungen Ihnen bei Ihrer Entscheidungsfindung am 14. Mai (Wahl) weitergeholfen haben.
Mit freundlichen Grüßen
Anke Fuchs-Dreisbach