Portrait von Anke Erdmann
Anke Erdmann
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Anke Erdmann zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Hermann K. •

Frage an Anke Erdmann von Hermann K. bezüglich Bildung und Erziehung

Schleswig-Holstein hat im aktuellen Bildungsmonitor nur den 14. Platz unter allen Bundesländern erreicht. Wie konnte es dazu kommen (auch die Grünen waren ja viele Jahre in SH an der Macht!) und was wollen Sie tun, um das zu ändern? Und was halten Sie von der schwarz-grünen Bildungspolitik in Hamburg?

Portrait von Anke Erdmann
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag,
ich fange mal bei der Schulpolitik Hamburgs an: Ich sehe die Schulreform in Hamburg überwiegend positiv, an einem Punkt aber auch kritisch:
Die Reform besteht aus zwei Teilen: Der neuen Schulstruktur und der neuen Lernkultur. Unter der neuen Schulstruktur verbirgt sich, dass es künftig - ähnlich wie in Schleswig-Holstein - nicht mehr die klassische Aufteilung von Gymnasien, Real- und Hauptschulen geben wird. In Hamburg soll es künftig Gymnasien und Stadtteilschulen geben. Außerdem sollen die Grundschulen nicht mehr die Klassen 1-4 umfassen, sondern die Klasse sechs einschließen.
Die Zweiteilung im Schulsystem - in Schleswig-Holstein wären das Gymnasien und Gemeinschaftsschulen - halte ich für sinnvoll. Die Große Koalition in Kiel hatte den ersten Schritt in diese Richtung gemacht - künftig wird es Gymnasien, Gemeinschafts- und Regionalschulen geben. Das war nicht zu Ende gedacht, sondern ein politischer Kompromiss am Verhandlungstisch.
Die Ausweitung der Grundschulzeit von vier auf sechs Jahre in Hamburg halte ich für weniger geglückt. Wir GRÜNEN wissen, dass viel für längeres gemeinsames Lernen spricht. In internationalen Vergleichen zeigt sich, dass die Bildungsleistungen um so besser sind, je später die Schüler "sortiert" werden. Allerdings kostet die Reform in Hamburgs Schulen sehr viel Kraft. Viel Energie fließt in den Widerstand gegen die Ausweitung der Primarzeit, die enormees Umorganisieren bedeutet.
Besser wäre es gewesen, die Energie in die andere Säule der Hamburger Reform fließen zu lassen: Die neue Lernkultur. Anders als in Schleswig-Holstein wird in Hamburg nicht nur individuelle Förderung per Dekret verordnet - die Lehrerinnen und Lehrer bekommen Fortbildungen und wirkliche Unterstützung, wie man mit neuen Methoden die einzelnen Jugendlichen und Kinder besser fördern kann.
Insgesamt gibt Hamburg bis 2010 acht Prozent mehr Geld für Bildung aus, die Qualitätsoffensive wird also auch finanziell unterfüttert. Die Reformen in Schleswig-Holstein waren allesamt Sparschweine für den öffentlichen Haushalt - damit verbessert man die Bildungschancen unserer Schülerinnen und Schüler aber nicht.
Vorbildlich ist der erste Bildungsbericht in Hamburg: Eine systematische Bestandsaufnahme, wo die Stadt steht und wo es Defizite gibt. Für die Hamburgerinnen und Hamburger eine gute Grundlage für eine systematische Bildungspolitik. Solchen Berichten wie dem in Hamburg messe ich mehr Bedeutung bei, als dem Bildunsgmonitor, den Sie ansprechen. Der Bildunsmonitor geht auf die Initiative Soziale Marktwirtschaft zurück. Diese sehen junge Menschen eher als Humankapital, das es zu optimieren gilt. Das ist nicht meine Auffassung von guter Schule.
Dennoch: Jedes Ranking gibt Hinweise. Der Hinweis des Bildunsgmonitors für Schleswig-Holstein lautet u.a.: Zu wenig Lehrkräfte für zu viele Schülerinnen und Schüler und zu wenig Schulabschlüsse, die für ein Studium qualifizieren im Vergleich zu anderen Bundesländern.
Das muss man ernst nehmen - und gegensteuern. Wir GRÜNEN wollen diese Probleme mit einer Bildunsgoffensive anpacken!
Mehr dazu:
http://www.sh.gruene-fraktion.de/cms/plietsch/rubrik/16/16858.schule_stark_machen.html