Frage an Anja Stahmann von Martin G. bezüglich Soziale Sicherung
Wieso wird die praktische Sozialarbeit vor Ort in Bremen immer schwieriger?
In der Politik der Sozialsenatorin geht es um Geld etc. für die Unterbringung und Betreuung der vielen Flüchtlinge. Es geht um Geld etc. für die Aufstockung der Kitaplätze. Es geht um Geld etc. für Einrichtungen für Alleinerziehende Mütter, Geld etc. für Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Geld etc. für die Betreuung Demezkranker usw.
Wichtig, doch die praktische Sozialarbeit vor Ort wird immer schwieriger. Welche Hilfen benötigt ein Kind? Wo gibt es die Hilfen, die das Kind benötigt? Kann der Einrichtung vertraut werden oder wird dort nur alles schlimmer? Ist die Maßnahme beendet oder wird sie ausgeweitet? Wer entscheidet wann und auf welcher Basis? Wer trägt die Verantwortung?
Ich bin nun viele Jahre mit Engagement dabei, doch die Situation vor Ort hat sich meines Erachtens enorm verschlechtert. Die Akteure im Sozialbereich agieren immer mehr autonom, teilweise gegeneinander, unkoordiniert, widersprüchlich, ja absurd etc. Eine Struktur, ein gemeinsamer Weg, eine Ausrichtung, ein Ziel etc. ist nicht mehr vorhanden. Der Sozialbereich bricht in einer Wolke des gegenseitigen Achselzuckens in sich zusammen. Die meisten wurschteln so vor sich hin. Die Ergebnisse werden immer schlechter......frustrierend.
Bisher haben Sie sich als Senatorin mit dieser Thematik nicht beschäftigt. Auch bei Ideen, Nachfragen etc. kommt einfach nichts. Eine wirkliche Führung des Sozialbereichs gibt es durch Sie nicht. Es gibt die Senatorin nicht als Persönlichkeit, nicht als sozial arbeitender Mensch mit Profil. Viele erleben Sie nur als Senatorin, zuständig für mehr Geld für Kitas, mehr Geld für.... etc.
Wird sich das in der kommenden Legislaturperiode ändern? Werden Sie ein richtiges soziales Profil als Mensch zeigen? Wie wird dies aussehen?
Viel Erfolg im Wahlkampf
M. G.
Sehr geehrter Herr G.,
In den letzten vier Jahr habe ich mich als Sozialsenatorin für die Menschen in Bremen und Bremerhaven eingesetzt. Es ist leider noch immer so, dass die Lebenschancen ungleich verteilt sind. Meine politische Arbeit und mein Verständnis als Senatorin ist es, überall dort einzugreifen, wo Menschen von Teilhabe ausgeschlossen werden. Das Ziel meiner Sozialpolitik ist es, allen Menschen die gesellschaftlichen Zugänge zu ermöglichen. Ich habe dabei auch diejenigen im Blick, die keine eigene Lobby haben.
Eine solche inklusive Sozialpolitik kostet Geld. So ist es uns gelungen den Ausbau der Kindertagesbetreuung massiv voranzubringen. Dabei haben wir nicht allein auf Quantität gesetzt. Bremen belegt bundesweit einen Spitzenplatz, wenn es um die Qualität der Betreuung geht. Mir geht es um beides: Ich will die Anzahl der Betreuungsplätze erhöhen und die Qualität erhalten.
Im Bereich der Jugendarbeit haben wir ein neues Konzept erstellt und in einem ersten Schritt Gelder umgeschichtet, um so in den Stadtteilen dringend notwendige 100.000 € zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Der Ausbau der Aufsuchenden Altenarbeit, das Stadtticket oder die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge sind nur einige weitere Bereiche.
Als Senatorin stehe ich in einem ständigen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Dieser Dialog ist mir wichtig. Lassen Sie mich am Beispiel des Jugendamtes aufzeigen, wie wir uns auf den Weg gemacht haben, die Arbeit weiterzuentwickeln: In den letzten Jahren ist die vernetzte und sozialräumliche Zusammenarbeit des Jugendamtes mit Institutionen und anderen Trägern deutlich verstärkt und ausgeweitet worden. Unter der Überschrift „wir schützen Kinder gemeinsam und gern“ ist die gemeinsame Verantwortung insbesondere für den Kinderschutz deutlich vorangetrieben worden. An diesem Prozess waren und sind das Jugendamt als öffentlicher Träger der Jugendhilfe, die freien Träger und eine ganze Reihe an Institutionen beteiligt. Zielsetzung ist es gerade, zu einem gemeinsamen Verständnis und sowohl strukturell als auch im Einzelfall zu einer koordinierten Zusammenarbeit mit jeweils klar definierten Aufgaben und Rollen zu kommen. Im gerade begonnenen Prozess der „Weiterentwicklung des Jugendamtes“ ist das „sozialräumliche Case Management“ unter Einbeziehung der Akteure und Ressourcen vor Ort eine der Schlüsselaufgaben.