Frage an Anja Hajduk von Conrad von S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Hajduk!
Es gab (und gibt?I) in Hamburg allein 20 verschiedene Lehrbücher für die erste Grundschulklasse. Jede Behörde und jeder Schulleiter, aber auch jeder Lehrer entscheidet bei der Auswahl mit. Warum dieser Bildungsföderalismus an Hamburgs Schulen? Wäre es nicht sinnvoller, sich für ein einziges Buch pro Fach zu entscheiden, das dann für alle Schulen gilt? Der Bildungsstand wäre gleich, der Wechsel der Schulen leichter und es könnten Kosten eingespart werden, würde man einen Großauftrag für die Beschaffung eines einheitlichen Buches ausschreiben.
Nun schreiben Sie mir nicht, in der augenblicklichen Vielfalt läge die Stärke des Systems, das schon so beginnt, daß in der 1. Klasse einer Schule die Schreibschrift und in der Parallelklasse die Blockschrift gelehrt wird.
Bin gespannt auf die Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr von Sengbusch,
wir halten es nicht für nötig, dass sich ganz Hamburg für jeweils ein Schulbuch entscheidet. Wir möchten, dass Schulen ihre Selbstverantwortung auch in Bezug auf Schulbücher nutzen können. Alle Schulbücher in Hamburg orientieren sich an einheitlichen Standards der Kultusministerkonferenz. Ein einheitlicher Bildungsstandard ist also gewährleistet, auch wenn die Bücher inhaltlich oder methodisch voneinander abweichen.
Bitte bedenken Sie auch den Umstand, dass Hamburg für Schulbuchverlage einen zu kleinen Markt darstellt, als dass einheitliche Schulbücher für Hamburg wirtschaftlich produziert werden könnten. Wenn also in Hamburg für den deutschen Gesamtmarkt produzierte Schulbücher eingesetzt werden können, wird die Beschaffung günstiger als bei speziellen Werken für Hamburg. Damit Hamburgs Schulen hier immer auf dem aktuellsten Stand bleiben, bietet das Landesinstitut für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung eine „Schulbuchmesse“ an.
Allerdings halten wir es für sinnvoll, wenn sich die Lehrkräfte einer Schule auf ein einheitliches Schulcurriculum einigen. Dazu gehören auch gemeinsame Schulbücher. Dies würde den Austausch zwischen SchülerInnen und Lehrkräften befördern und eine bessere Vergleichbarkeit herstellen. Nur so ist überhaupt erst eine kollegiale wechselseitige Unterstützung möglich. Schulen, die ein gemeinsames Verständnis ihres Schulcurriculums entwickelt haben, schneiden auch bei der Schulinspektion besser ab. Ähnlich stehen wir zum Thema „Schrift“ - auch dies sollte Bestandteil eines gemeinsamen Verständnisses an einer Schule sein.
Beachtet werden muss aber auch, dass der Trend ohnehin weg vom klassischen Schulbuch hin zu Lehrmaterialien geht. Aber auch hier gilt: alle Materialien orientieren sich an einheitlichen KMK-Standards.
Mit freundlichen Grüßen
Anja Hajduk