Frage an Angelika Birk von Paul N. bezüglich Energie
Sehr geehrte Frau Birk,
"Weg vom Erdöl" sagt sich ja leicht, wie es Ihre Partei tut. Was aber, wenn das Öl schneller "weg" ist - in Wahrheit immer knapper und damit immer teurer wird -, als sich Alternativen durchgesetzt haben werden? Und zwar weltweit und in allen Bereichen, in denen Erdöl und seine Verarbeitung heute eine Rolle spielt: vom Joghurtbecher über den CD-Player, die künstliche Textilfaser, den Straßenbelag bis zum Kunstdünger...nicht zu vergessen das Benzin an der Zapfsäule, durch welches all jene Errungenschaften der Zivilisation überhaupt erst zum Endverbraucher herangebracht werden. Wer Transport sagt, sagt Erdöl - und Transport und Verkehr sind das Agens aller moderner Ökonomie, des modernen Güterumschlags, aller "just-in-time"-Produktion und riesiger Industrie- und Dienstleistungsbranchen zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Das niederländische regierungsnahe Energie-Institut in Petten hat kürzlich gewarnt ( http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L18223700.htm ): „The world could run out of time to develop cleaner alternatives to oil and other fossil fuels before depletion drives prices through the roof“, also, daß der Welt die Zeit davonläuft, um Alternativen zum Öl marktfähig zu machen, ehe dessen Preis unbezahlbar wird – was wohl die koordiniert im Weltmaßstab erforderliche (und nirgends im Ansatz erkennbare) zeitgerechte Bereitstellung eben dieser Alternativen gleichfalls unbezahlbar machen würde.
Alle Experten gehen davon aus, daß der Ölpreis nur noch eine Richtung kennt: nach oben, und zwar steil. Erkennen Sie hier noch unterschätzte Gefahren für Wirtschaft, Gesellschaft, Stabilität und Frieden, nicht zuletzt auch für die Welternährungslage - Nahrung ist heute ohne direkten – Transport! – oder indirekten Anteil – Dünger-/Pestizidindustrie! – von billigem (!) Erdöl/Erdgas undenkbar. Wie wollen Sie den auf uns zukommenden Gefahren illusionsfrei und „just in time“ begegnen?
Mit freundlichen Grüßen
PN
Sehr geehrter Herr Nellen,
da wir um die knappe Zeit wissen, haben die GRÜNEN sich seit ihrer Gründung für Alternativen eingesetzt. In der Regierung hatten wir auf Bundes- und Landesebene die Möglichkeit mit verschiedenen Strategien zu fördern:
1. Immer noch unterschätzt das Thema Einsparung von Energie:
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau unterstützt mit ihren besonders günstigen Krediten alle, die energiesparend bauen und sanieren, der Energiepass für Häuser wird endlich Realität, der soziale Wohnungsbau- angefangen hat damit vor acht Jahren im Land Schleswig Holstein macht inzwischen Energiesparen zur Fördervoraussetzung. Nächstes Ziel ist das Passivhaus, das praktisch keine Energie verbraucht Die GRÜNEN fordern nicht umsonst seit Jahren das Dreiliterauto und Bahn statt Flug im Inlandverkehr. Akut geht es darum, wenigstens das Fünf Literauto als Alltagsauto bei der Industrie durch zusetzen.
2. Erneuerbare Energien:
Auch hier ist der Norden Spitze. Schon 25 % des Stroms ins Schleswig Holstein kommt aus Windenergie. Die Förderung, die die Bundesregierung durch die gesetzliche Verpflichtung für die Stromkonzerne, diesen Windstrom auch zu einem akzeptablen Preis aufzunehmen , gesetzt hat, hat diesen Boom verursacht, der noch längst nicht zu Ende ist. 25 % wollen wir auch für die Bundesebene in den nächsten fünf Jahren erreichen. Ein zweites Feld, ist die Nutzung von Biomasse zur Energieerzeugung. Das heißt zur Heizung etc. Stromerzeugung, aber auch als Sprit:
Wie sprunghaft die Nachfrage nach alternativem Sprit steigt, zeigt sich derzeit: Die Menschen haben die Rapsöl und Biodieseltankstellen in Schleswig Holstein entdeckt und die Vorräte sind fast leer, aber neue Tankstellen sind im Aufbau, mein ehemaliger Landtagskollege Detlef Matthiessen ist selbst in diese Branche eingestiegen. Das Hunderttausend Dächer Programm der Bundesregierung, das heißt Finanzierungshilfen für den Einsatz von Solartechnologie auf dem Dach ist gut angenommen worden und verschiedene Energieunternehmen, nicht zuletzt Greenpeace bieten Strom aus erneuerbaren Energien an. Fazit; Sobald es gelingt, mit Anschubförderung und gesetzlicher Regulierung den durch die bisherigen weltweiten Energiekonzerne und Ölkartelle abgeriegelten Markt tatsächlich für alternative Energien zu öffnen, so dass ein Minimum an Nachfrage erst einmal möglich ist, entstehen hier neue Märkte und damit auch Arbeitsplätze. Bisher 140.000. in Deutschland, deutlich mehr als in der Atomindustrie
Dazu braucht es allerdings auch immer wieder GRÜNES Standing. Dem verdanken wir, dass Deutschland nach China nicht abgebrannte radioaktive MOX- Brennelemente zur weiteren Atomaren Verwendung exportiert, wie es schon eingetütet schien, sondern Windkrafttechnologie.
Mit freundlichem Gruß
Angelika Birk, GRÜNE
Lübecker Direktkandidatin für Lübeck Wahlkreis 11