Frage an Angela Dorn-Rancke von Christian T. bezüglich Verkehr
Meine Frage an Sie übergreift eigentlich die Themen ländlicher Raum, Familie und Generation und Infrastruktur.
Gerade der Landkreis Marburg-Biedenkopf ist ein Landkreis ohne vernünftige Verkehrsanbindung (Autobahn A 49), Jugendliche und junge Familien ziehen in den Speckgürtel Hessens (Demografische Entwicklung siehe Statistisches Landesamt), die Alten und Unflexibelen bleiben zurück und die Industrie lässt Marburg-Biedenkopf links liegen (Insolvenzen von kleinen und Mittelständlern, keine Ansiedlung von Zukunftstechnologie).
Was wollen Sie und Ihre Partei dagegen tun? Warum sollte ich Sie wählen?
MFG
Christian Trier
Sehr geehrter Herr Trier,
Ich danke Ihnen für ihre berechtigte Frage. Im ländlichen Raum stellt sich tatsächlich die Herausforderung, trotz sinkender Einwohnerzahlen ein hinreichendes Angebot an Mobilität, Infrastruktur und Innovationskraft zu gewährleisten. Mobilität eröffnet ökonomische wie persönliche Chancen und Freiheiten. Mobilität schränkt aber auch in Form von Lärm, Gestank und klimaschädlichem CO2 Chancen und Freiheiten der hier lebenden Menschen ein. Schon heute haben die vorhandene Infrastruktur und die bisherigen Mobilitätskonzepte die Belastungsgrenzen für Mensch und Umwelt häufig überschritten. Schon gar nicht sind die prognostizierten Verkehrszuwächse mit den bisherigen Lösungen verantwortlich zu bewältigen. Gerade angesichts seiner Lage muss Hessen führend in der Entwicklung von für Menschen und Umwelt verträglichen Mobilitätskonzepten werden. Deshalb geht es uns primär um die Sicherstellung und Fortentwicklung des öffentlichen Nahverkehrs. Die Verkehrspolitik unseres Landes wird an der „Vision Zero“ ausgerichtet mit dem Ziel, die Zahl der Verkehrstoten auf Null zu reduzieren. Wir GRÜNE werden uns für einen konsequenten Ausbau der Schieneninfrastruktur einsetzen und damit die Voraussetzung dafür schaffen, dass die Zuwächse im Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. Hessen und gerade diese Region wäre einer der Hauptprofiteure von einer solchen neuen Prioritätensetzung, da auf fast ausschließlich dem Güterverkehr dienende Autobahnprojekte in Hessen verzichtet werden könnte. Statt immer neue Straßen zu bauen, muss das Land sein Augenmerk vor allem auf Sanierung und Erhalt lenken. Ganz konkret sind uns in dieser Region 3 Verkehrs- Infrastrukturprojekte wichtig:
- Erhalt bzw. Ausbau der IC-Verbindung zur Sicherung der Anbindung nach Frankfurt, Kassel und darüber hinaus. Bau eines 3. Gleises der Lahn- Weser-Bahn, um dem steigenden Bedarf beim Personen- und Güterverkehr zu entsprechen
- Verwirklichung der Kurhessenbahn (Modernisierung der Strecke Marburg – Franken-berg und Reaktivierung der Strecke Frankenberg – Korbach). Durch den Anschluss des Nationalpark Kellerwald/Edersee an das Bahnnetz und damit an die Ballungsräume profitieren Tourismus und Wirtschaft.
- Verhinderung des Weiterbaus der A49 und der A4. Straßenbau kurbelt die Konjunktur nicht effizient an. Durch Investition von 1 Millionen Euro im Straßenbau entsteht lediglich 1 Arbeitsplatz, der nach Fertigstellung auch wieder verschwindet. Wirksamer sind Investitionen in nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaftszweige und in den Umweltverbund aus Bahn, Bus und Fahrrad. Nur so ist ein klimagerechtes Verkehrssystem und ein staufreies Hessen zu erreichen.
Herzliche Grüße,
Angela Dorn