Frage an Angela Dorn-Rancke von Thomas S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Dorn- Racke,
ich habe am 15.09.2013 die Podiumsdiskussion im Rahmen der Regio-Energie-Messe in Dreieich verfolgt, wo Sie als Teilnehmerin auf dem Podium zugegen waren.
Inhaltlich stimme ich Ihren dort getroffenen Ausführungen zur hesssichen Energiepolitik zu und denke, dass es zwischen den Vorstellungen der Grünen, der SPD und der Linken größere Schnittmengen gibt.
Sie bemerkten aber auch, dass eine Stimme für die Linke verloren gehen würde, wenn diese Partei an der 5% -Hürde scheintern würde und empfahlen, dass deswegen die Wähler Ihre Stimme lieber rot-grün geben sollten. Das finde ich:
a) wenig demokratisch
b) unfair gegenüber den Linken (bzw. allen Parteien, wo nicht vorab die Bewältigung der 5%-Hürde als sicher gilt)
c) politisch unklug.
Frage 1:
Nimmt Ihre Empfehhlung nicht eine Verringerung der Chancen kleiner bzw. junger Parteien und Listen und damit eine eventuelle Reduzierung des politischen Spektrums
in Kauf?
Frage 2:
Droht dadurch nicht eine Stagnation und Unlebendigkeit der Politik?
Ich sympathisiere mit der Linken,weil mir sozialpoliitische Themen bei dieser besser aufgehoben scheinen als bei Rot-Grün (ich habe nicht vergessen wer Harrtz I-IV eingeführt bzw. weiterentwickelt hat).
Frage 2:
Sollten Menschen nicht in 1. Linie sachorientiert
und wenn überhaupt erst in 2. Linie wahlstrategisch wählen?
Frage 3:
Erging es den Grünen am Anfang Ihrer Karriere (und teils später noch) nicht auch gelegentlich so, dass der Einzug bzw. Wiedereinzug derselben in das Parlament nicht zu 100% sicher war?
Frage 4:
Wie wären Sie dann damit umgegangen, wenn eine andere Partei sich ähnlich den Grünen gegenüber verhalten hätte, wie Sie letzten Sonntag gegenüber den Linken?
Frage 5:
Da die Linke Chance auf einen Einzug hat und im Falle eines solchen einen politischen Wechsel unterstützen könnte, ist es nicht unklug diese Chancen durch eine Abwerbung der eventuell unentschlossenen Stimmen zu gefährden?
Viele Grüße, Thomas Schüller
Sehr geehrte Herr S.,
bitte entschuldigen Sie, die sehr verspätete Antwort auf Ihre Frage. Erst heute fällt mir auf, dass es damal offensichtlich ein technisches Problem beim Einstellend er Antwort gab.
Wie Sie sich sicherlich denken werden, teile ich Ihre Skepsis nicht.
Die Unterscheidung zwischen dem Willen zur Fundamentalopposition und dem Willen zur Gestaltung unserer tatsächlichen Zukunftschancen, muss dabei jeder für sich treffen. Das ist richtig und wichtig und selbstverständlich eine sehr persönliche Entscheidung, die ich immer respektieren werde.
Die Bereitschaft, sich ggf. von Fundamentalpositionen zu lösen und sich an einer Gestaltung gemeinsamer Zukunft zu beteiligen, setzt die Fähigkeit und Bereitschaft voraus, sich auf oft auch schmerzhafte Kompromisse einlassen zu können. Das stellt aus meiner Sicht keinen (wie von der Linken gerne bemühten) „Verrat“ an den Zielen dar. Diese braucht man dabei auch nicht aus dem Blick zu verlieren.
Gerade als politisch denkender Mensch ist für mich eine Parlamentswahl ein politscher Akt, der nicht nur ausschließlich Sachargumente oder Herzensthemen berücksichtigen kann. Das kann man aber sicherlich auch anders bewerten.
Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass gerade Bündnis‘90/Die Grünen über ihre Arbeit im hessischen Landtag und in der Hessischen Landesregierung mittlerweile so viele wegweisende und positive Impulse setzen und Richtungsentscheidungen positiv beeinflussen konnten, dass sich aus meiner Perspektive Zweifel an einer Richtigkeit, die Grünen zu wählen und damit unsere Politik zu unterstützen weitgehend aufgelöst haben sollten.