Wie kann es sein, dass die Anbindehaltung von Kühen weiterhin in Deutschland erlaubt ist?
Sehr geehrter Herr Ullmann,ich kann es nicht verstehen, warum die Anbindehaltung von Kühen nicht zukünftig durch das Tierschutzgesetz verboten wird? Die Tiere in der Landwirtschaft sorgen dafür, dass wir mit Milch, Fleisch etc versorgt werden. Ist da nicht zumindest angebracht Ihnen ein einigermaßen erträgliches Leben zu bieten? Eine Kuh, die sich nicht mal umdrehen oder wenigstens ein paar Schritte gehen kann - ist in meinen Augen schon Tier Quälerei! Ich bitte Sie sich dafür einzusetzen, dass die Anbindehaltung zukünftig verboten wird!
Mit freundlichen Grüßen Sandra Leuckert
Sehr geehrte Frau L.
vielen Dank für Ihre engagierten Anmerkungen und Ihr Interesse am Tierschutz und insbesondere an der Anbindehaltung von Kühen. Der Tierschutz ist eine herausfordernde Balance zwischen notwendigen Verbesserungen für die Tiere und der Entwicklung praxistauglicher Regelungen. Deutschland zählt bereits weltweit zu den führenden Nationen in diesem Bereich.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat einen Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz entwickelt auf den eine Rekordzahl an Rückmeldungen von verschiedenen Verbänden sowie zahlreiche Änderungsanträge vom Bundesrat folgten. Diese Reaktionen verdeutlichen, dass der Entwurf des BMEL noch erheblichen Überarbeitungsbedarf hat.
Das Gesetz steht nun am Beginn der parlamentarischen Beratung und wir werden sorgfältig prüfen, inwiefern die Anmerkungen und Vorschläge Berücksichtigung finden können. Dazu gehört auch die Anbindehaltung. Unser Ziel ist es, ein Gesetz zu verabschieden, das den Tierschutz in Deutschland verbessert, ohne die wirtschaftliche Grundlage der Tierhalter zu gefährden. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass niedrige Tierschutzstandards nicht zu einem Wettbewerbsvorteil führen. Deshalb setzen wir uns für europaweite Mindeststandards ein, die sicherstellen, dass der Schutz der Tiere überall auf einem hohen Niveau bleibt, ohne kleinere und mittlere Betriebe zu überfordern.
Ein Gesetz, das Tierhalter frustriert und sie möglicherweise dazu zwingt, aus der Produktion auszusteigen oder die Tierhaltung in größere Betriebe oder ins Ausland zu verlagern, würde letztlich das Gegenteil dessen bewirken, was wir erreichen wollen.
Wir Freien Demokraten werden auch im weiteren Gesetzgebungsverfahren eine entschiedene Stimme für die Interessen der Tierhalter und einen ausgewogenen Tierschutz sein. Dabei setzen wir uns dafür ein, dass Tierschutz und wirtschaftliche Praxis Hand in Hand gehen damit am Ende ein Gesetz entsteht, das sowohl den Schutz der Tiere verbessert als auch für die Betriebe praktikabel ist.
Vielen Dank nochmals für Ihre wertvollen Anregungen, die wir in den weiteren Beratungen einfließen lassen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Andrew Ullmann