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Andrew Ullmann
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Frage von Hans H. •

Frage an Andrew Ullmann von Hans H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Ullmann,

Die Formulierung des Begriffs Organspendegesetz im Zusammenhang mit Widerpruchlösung ist meines Erachtens irreführend und benennt nicht den Kern der Ermächtigung. Es geht nicht um eine Spende (freiwillige, wohltätige Zuwendung unter Lebenden), sondern um eine Verpflichtung und nicht um ein Organ wie z.B. die Leber, sondern - nach den mir vorliegenden Informationen - um den ganzen Körper mit all seinen Gewebebestandteilen wie z.B. Knochenmehl.

Für Bürgerinnen und Bürger klar nachvollziehbar und verständlich wäre eine kurze und prägnante Formulierung wie: "Rechtliche Grundlage für das - auch vollständige - Zerlegen eines lebenden Körpers von Patientinnen und Patienten inklusive Portionierung in Einzelteile zum Zwecke der Verteilung an andere Patientinnen und Patienten, soweit kein Widerspruch den Explantationsärzten bekannt ist oder gefunden werden kann oder Angehörige ihre Zustimmung hierzu erteilen."

Meine Fragen:
Werden Sie diese begriffliche Aufklärung, zusammen mit Bildern und Beschreibungen der sogenannten Explantation, in den Medien (Funk, Fernsehen, Print,..) vornehmen?
Werden Sie nachgelagert an diese Aufklärungskampagne in Ihrer Funktion als Mitglied des Gesundheitsausschusses, eine breite gesellschaftliche Diskussion zu dieser Aufklärung umfassend initiieren und persönlich in Ihrem Wahlkreis moderieren und begleiten?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Handel,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Mit der Organspende habe ich mich als Arzt und Politiker lange auseinandergesetzt und bin für mich zu dem Entschluss gekommen, dass Organspenden wünschenswert sind, weil sie Leben retten. Allerdings bin ich gegen eine moralische oder gesetzliche Pflicht zur Organspende. Jeder Mensch soll freiwillig und bewusst darüber entscheiden, ob er nach seinem Tod mit seinen Organen das Leben eines Mitmenschen retten will. Mir ist dabei vor allem wichtig, dass sich jeder Bürger und jede Bürgerin mindestens einmal in Ihrem Leben mit dieser Frage auseinandersetzt. Das ginge, in dem man eine obligatorische Abfrage beim Beantragen eines behördlichen Dokuments macht. Etwa bei einem Wohnortswechsel oder dem Beantragen eines Führerscheins.

Ich setze mich auch nachdrücklich dafür ein, dass der Entnahme-Prozess in den Krankenhäusern besser koordiniert und dass über die Möglichkeit der Lebendspende informiert wird. Denn als Arzt weiß ich, dass die Frage des Spendens zumeist nicht so dringlich ist wie jene des Empfangens. Denn gerade wenn wir plötzlich selbst auf ein Spenderorgan angewiesen sind, dreht sich die Situation vollständig. Mir geht es darum, dass wir gesellschaftlich nicht zwischen Spendern und Empfängern trennen und die eine Gruppe als Nutznießer der anderen Gruppe ansehen. Vielmehr ist für mich jeder Spender auch ein potenzieller Empfänger. Dessen sollte sich jeder bewusst sein und vor diesem Hintergrund sich die Frage stellen, ob er oder sie bereit ist, nach dem Tod Organe oder Gewebe zu spenden.

Schauen Sie sich gerne auch meinen Debattenbeitrag im Deutschen Bundestag dazu an: https://dbtg.tv/fvid/7296325

Mit freundlichen Grüßen
Andrew Ullmann

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