Frage an Andreas Statzkowski von Matthias B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Statzkowski,
in unserem Bezirk waren wegen des Zufalles seines Dienstleistungs- und Verwaltungsschwerpunktes 14 oder 15 SS-Institutionen ansässig (von deren historischen Standpunkten bisher keines öffentlich gekennzeichnet ist). Eines davon, das SS-Hauptamt des Reichskommissariats für die Festigung deutschen Volkstums in Berlin-Halensee, entwarf die Siedlungsplanungen für Polen und Russland und koordinierte auch die ersten Realisierungen z.B. im Raum Lublin Zamosc. Hierzu zwei Fragen:
1. Es gibt Dokumente, nach denen das besagte SS-Hauptamt, Zweigstelle Himmlerstadt/Zamosc, auch Erschiessungen von Zivilisten als Sühnemaßnahmen durchführte. Unsere jetzige Bzbgm. lehnt seit drei Jahren jjede Anteilnahme z.B. in Form eines anteilnehmenden Grußwortes zu Gedenkveranstaltungen in der Wojewodschaft ab. Frage: Würden Sie als Historiker und eventueller zukünftiger Bezirksbürgermeister ein Grußwort nach Lublin und Zamosc schicken oder nicht?
2. Die jetzige Bezirksbürgermeisterin hat in ihrer Funktioin als Kulturstadträtin die Volkshochschule und das Heimatmuseum angewiesen, keine Stellung zum vorgeschlagenen öffentlichen mahnenden Gedenken abzugeben. Ist dieses behördliche Grundverhalten Ihrer Meinung nach in Ordnung und vereinbar mit dem Doppelgebot zum Schutz und zur Achtung von Menschenwürde (Art. 1, Grundgesetz)?
Ich habe in den letzten drei Jahren den Eindruck gewonnen, dass sich CDU und SPD in der Frage des Umgangs mit NS-Geschichte eigentlich nicht mehr unterscheiden und somit Ihre mögliche Wahl auch keine Veränderung oder Verbesserung bringen würde (die CDU-Fraktion hat keine themat. Pressemitteilung herausgegeben).
in Enttäuschung über die bürgerliche Hartherzigkeit und Indifferenz (und mit nur geringer Hoffung auf konstruktiv-konkrete Antwort)
Matthias Burchard, Agrarhistoriker
Sehr geehrter Herr Burchard !
Zunächst möchte ich Sie darauf hinweisen, dass ich für das Berliner Abgeordnetenhaus kandidiere. Ich stehe als Kandidat für das Amt des Bezirksbürgermeisters nicht zur Vefügung, sondern unterstütze für dieses Amt den stellvertretenden Bezirksbürgermeister und Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler.
Wie Sie wissen hat sich Herr Gröhler für eine historische Aufarbeitung der SS-Institutionen in Halensee gegenüber der WALL AG eingesetzt. Ich unterstütze diese Aktivitäten ausdrücklich. Grundsätzlich wäre ich als ehemaliger Bezirksbürgermeister bereit eine Grußbotschaft abzugeben.
Zu Ihrer zweiten Frage teile ich Ihnen mit, dass ich auf der kommenden Ausschusssitzung für Kultur und Bildung die Bezirksbürgermeisterin fragen werde, ob Sie eine derartige Anweisung erteilt hat. Ich halte eine derartige Anweisung für wenig glücklich, wenn nicht sogar für überzogen.
Mit freundlichem Gruß
Ihr
Andreas Statzkowski