Das Bild zeigt Andreas Krahl, der mit verschränkten Armen in die Kamera lächelt.
Andreas Krahl
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Renate J. •

Ihre Partei möchte der Pflege einen neuen Wert geben, für attraktivere Arbeitsbedingungen sorgen und eine bessere Bezahlung durchsetzen. Als Arbeitgeber in der Pflege frage ich mich wirklich: WIE???

Wir haben schon jetzt akuten Pflegenotstand. Kräfte kommen nur noch aus dem Ausland mit teils schlechten bis keinen Deutschkenntnissen. Wie wollen Sie denn da behaupten, dass man die Arbeitszeiten attraktiver machen kann?? Bitte entschuldigen Sie, für mich grenzt diese Behauptung schon bald an Hohn. Die Pflegebranche verspürt keine Entbürokratisierung, wir werden als einzige im Sozialwesen öffentlich benotet und uns wird seit Jahren vorgegaukelt, dass es bessere Arbeitsbedingungen seitens der Politik geben wird. Nur lese ich in keinem Programm (auch nicht in dem der Grünen) wie man diese Not, die uns in den nächsten Jahren noch viel drastischer überrollen wird, wirklich bekämpfen will.

Das Bild zeigt Andreas Krahl, der mit verschränkten Armen in die Kamera lächelt.
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau. J.

Sie haben natürlich vollkommen recht, dass sich der "Pflegemangel" in naher Zukuft zu einer humanitären Katastrophe ausweitet, wenn wir nicht breit aufgestellt aktiv werden. 

Zunächst einmal brauchen wir in Bayern eine berufsständische Vertretung, die der größten Berufsgruppe unseres gesamten Gesundheitssektors eine starke Stimme gibt und die Interessen der Profession bündelt und auf direktem Weg in die Politik und den gesellschaftlichen Diskurs trägt. Ich werde mich auch weiterhin für eine Bayerische Pflegekammer stark machen. 

Mit einer deutlichen Steigerung der Akademisierungsquote und der konsequenten Stärkung der Grundlagenforschung vor Ort können wir nicht nur das Assistenzimage der Pflege endlich überwinden, sondern steigern auch die Attraktivität der Profession für den Nachwuchs oder für alle, die nach der generalistischen Pflegeausbildung eine akademische Laufbahn einschlagen möchten. 

Nach der generalistischen Ausbildung brauchen die Pflegefachmänner und -frauen unkompliziert den Zugang zu Fachweiterbildungen und nach der Fachweiterbildung muss auch an Pflegefachkräfte der Meisterbonus des Freistaates Bayern ausgezahlt werden.

Die Studie der Braun-Stiftung "Ich pflege wieder, wenn..." aus 2021/22 sieht ein ungenutztes Potiental von 300.000 Pflegekräften bundesweit, wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Befragt wurden Menschen, die den Beruf verlassen haben oder aufgrund der Umstände die Arbeitszeit reduzieren mussten. 
Meine Erfahrung mit innovativen Wohnprojekten bestätigen die Ergebnisse der Studie: während die meisten Einrichtungen zur Langzeitpflege händeringend nach Fachpersonal suchen, können zum Beispiel "Pflegebauernhöfe" aus einer Vielzahl an Bewerber*innen auswählen. 

Natürlich müssen wir auch die pflegenden Angehörigen stärken, die auch in Bayern den Löwenanteil der Pflegearbeit stemmen. Hier haben wir erst kürzlich ein Modellprojekt zur sozialversicherungspflichtigen Anstellung inklusive fachlicher Unterstützung und Vertretung im Krankheitsfall und bei Urlaub beantragt. 

Um Pflegebedarf möglichst lange herauszuzögern, müssen wir uns neben allem anderen noch viel stärker als bisher dem Thema Prävention zuwenden. 

Mit freundlichen Grüßen,

Andreas Krahl

 

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