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Andreas Keck
FDP
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Frage von Anja H. •

Frage an Andreas Keck von Anja H. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Herr Keck,

mich interessiert Ihre persönliche Einstellung zum Thema G8.

Ich habe bisher noch niemanden getroffen, der etwas Positives in G8 sieht. Das Einzige, was dafür spricht, sind die Kosteneinsparungen für die Gemeinschaft, die durch die verkürzte Schulzeit realisiert werden können.

Für die Schüler im Alter von 10 bis 15 Jahren hat es jedoch viele Nachteile:
- Weniger verfügbare Freizeit, d.h. weniger Zeit für Hobbies und Freunde
- Mehr Druck
- nach dem Abi wissen die Wenigsten in dem Alter, was sie konkret machen wollen und "hängen erst einmal ab" - wer trägt eigentlich diese Kosten? Die Eltern!

Eine glücklichere und entspannte Kindheit hatten da noch die G9-Kinder, wozu ich natürlich auch gehört habe...

Ach übrigens - gerne herangezogen wird da der internationale Wettbewerb, aber wo sind denn die vielen ausländischen Absolventen, die unseren Kindern in Deutschland die Arbeitsplätze wegnehmen?

Ich bin gespannt auf Ihre Meinung!

Viele Grüße

Anja Hauschild

Andreas
Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Hauschild,

das G8 wurde eingeführt, um die Schulzeiten bundesweit anzugleichen und auch die europaweit übliche Schulzeiten zu erreichen. Leider wurde es von der CSU damals vollkommen überhastet und unausgegoren eingeführt.

Vor dem Hintergrund, dass wir alle immer älter werden und wohl auch unsere Lebensarbeitszeit steigen wird, hätte ich das bewährte G9 gelassen. Unserer Kinder müssen nicht unbedingt mit 23 schon das zweite Studium, drei Auslandspraktika und am besten schon erste fundierte Berufserfahrungen haben. Aber wie sagt man so schön in Bayern "der Kas is biss´n". Ein "zurück zum G9" halte ich für nicht für zielführend. Ein Hin und Her der Systeme "verschlimmbessert" das Ganze aus meiner Sicht eher, weshalb ich für eine Optimierung des G8 plädiere.

Was zu tun ist - und ja auch bereits angegangen wurde - ist, den Lehrplan zu entrümpeln. Dabei sollten Fertigkeiten vor Wissen stehen. Ein zweites Thema sind optimierte Ganztagesangebote auch an den Gymnasien. Zum einen um den Stundenplan zu entzerren, zum anderen um Raum auch für individuell Zusatzangebote z. B. im sportlichen, künstlerischen und musischen Bereich zu schaffen. Eine solche Entzerrung sollte auch dafür genutzt werden, individuelle Förderung sowohl von unterdurchschnittlichen wie auch überdurchschnittlichen Schülern zu ermöglichen. Individuelle Förderung muss Aufgabe der Schulen werden und nicht abhängig sein vom Elternhaus, die entweder viel Zeit oder viel Geld (Nachhilfe) investieren können und wollen. Dies erscheint mir auch unter sozialen Aspekten fairer und gerechter, weil es die Chancen für Kinder aus bildungsferneren Schichten deutlich erhöhen würde. Wir brauchen flexible Konzepte für qualitativ beste Schulen.

Natürlich kostet dies alles viel Geld. Aber wie plakatiert die FDP schon seit Jahren: Gute Bildung kostet - schlechte noch viel mehr! In diesem Sinn haben wir gerade im Bildungsbereich noch einiges zu tun - was ich gerne mit anschieben werde.

Ich gehe an dieser Stelle nicht ein auf frühkindliche Bildung und andere Schulformen oder gar die Hochschulen. Nur soviel: die Grundlagen für Bildungskarrieren werden bei den Kleinsten gelegt. Deshalb müssen wir dorthin unser Augenmerk richten. Die Abschaffung der Studienbeiträge in Bayern durch eine Unglückskonstellation aus CSU, SPD, Grüne und Freie Wähler kostet den Freistaat Bayern um die 200 Mio. € pro Jahr - dieses Geld hätte ich lieber in der frühkindlichen Bildung investiert!

Und abschliessend noch ein Wort zu den ausländischen Absolventen. Bayern leidet in vielen Branchen an Fachkräftemangel. Da müssen wir nicht nur schauen, dass wir unsere eigenen Kinder bestmöglich ausbilden und motivieren, sondern müssen gezielt auch qualifizierte Einwanderung fördern. Bei der aktuellen soziodemografischen Entwicklung unserer Bevölkerung sehe ich da zumindest in den nächsten Jahren wenig "Wettbewerb".

Herzliche Grüße

Ihr

Andreas Keck