Frage an Andreas Bleck von Markus S. bezüglich Sport
Moin aus dem Norden!
Sie sind Mitglied im Ausschuss für Sport.
Wie beurteilen Sie das Verhältnis der Sport treibenden Profis und ihrer (oder allgemein einer) gesellschaftlichen Haltung? Darf ein Sportler, der das deutsche Nationaltrikot trägt, neben den sportlichen Aspekten auch z.B. eine Meinung zu politischen Themen haben? Wie beeinflusst das den sportlichen Aspekt?
Oder ganz schlimm: Darf eine Volleyballnationalspielerin die deutsche Nationalhymne NICHT mitsingen? Egal ob sie jetzt in Deutschland geboren wurde oder nicht.
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Gruß,
Markus Stindt
Sehr geehrter Herr Stindt,
selbstverständlich dürfen Sportler eine Meinung zu politischen Themen haben. Ich bin jedoch gegen die Politisierung des Sports. Der Grundgedanken des Nationalsports war, den Wettkampf zwischen den Nationen nicht auf dem Schlachtfeld, sondern dem Sportplatz auszutragen. Er sollte zum Frieden und zur Verständigung beitragen.
Durch die Aufladung des Sports mit Politik entsteht jedoch das Gegenteil. Ein Beispiel: Deutschland war bei der Europameisterschaft 2020 gegen Ungarn ein schlechter Gastgeber. Durch die Beleuchtung der Münchner Allianz Arena in Regenbogenfarben sollte der Gast wegen seiner LGBT-Politik provoziert werden. Dieses gescheiterte Vorhaben hat dem Ansehen Deutschlands in Ungarn schweren Schaden zugefügt. Man stelle sich vor, Ungarn hätte das Budapester Puskás Ferenc Stadion mit einem Kruzifix beleuchtet, um ein Zeichen gegen die Flüchtlingspolitik Deutschlands oder der Europäischen Union zu setzen. Auch das wäre eine unerhörte Provokation gewesen.
Im Mannschaftssport gibt es im Allgemeinen einen Unterschied zwischen Vereinssport und Nationalsport. Im Vereinssport ist das verbindende Element der Sportler einer Mannschaft der Verein, im Nationalsport die Staatsangehörigkeit. Aus diesem Grund halte ich es im Nationalsport aus mannschaftsbildenden Gründen für geboten, das Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne zu zelebrieren. Wer das nicht möchte, muss sich die Frage gefallen lassen, warum er, wenn er eine wichtige Symbolik des verbindenden Elements ablehnt, überhaupt Nationalsport betreibt – und das unabhängig davon, für welche Nation er spielt.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Bleck