Frage an Andreas Bialas von Samuel K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Bialas,
ich erlebe derzeit durch eigene Erfahrung, dass das Home-schooling je nach Schule sehr unterschiedlich gut oder auch gar nicht funktioniert. Diese Ungleichheit resultiert vor allem aus den großen Unterschieden in der technischen Ausstattung der einzelnen Schulen sowie aus der Verfügbarkeit digitaler Endgeräte in den Familien der Schulkinder. Es gibt Schulen, die in den zurückliegenden Jahren bereits funktionierende Strukturen geschaffen haben, die sind aber in der Minderzahl. Und es gibt in Wuppertal noch immer viele Schulen, die nicht einmal WLAN haben. Unabdingbar für das Home-Schooling ist die Nutzung einer Online-Plattform, über die die Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler läuft und über die die Unterrichtsmaterialen, Videoaufnahmen der Lehrer und die von den Schülern bearbeiteten Aufgaben hoch- und runtergeladen werden können. Die Anbieter dieser Online-Plattformen bieten diese Dienste natürlich nicht kostenlos an. Ich hatte mich bereits an das Schulministerium gewendet mit der Bitte, jetzt rasch in die technische Ausstattung der Schulen zu investieren, für alle Schulen die Kosten für die benötigten Online-Plattformen zu übernehmen und die Schulträger anzuweisen, die benötigten Endgeräte anzuschaffen und den Schülern, die keinen Zugriff auf die entsprechenden Geräte haben zu verleihen, ähnlich wie wir dies bei Schulbüchern ja auch machen. Ich habe keine Antwort des Schulministeriums erhalten aber auf dessen Homepage folgende Stellungnahme gefunden: "Stellt das Land finanzielle Ressourcen zur Verfügung, damit schnell digitale Lernsoftware und Plattformen angeschafft werden können? Das Land rät nicht zur kurzfristigen und überhasteten Beschaffung von Software und Plattformen, es prüft aber die Bereitstellung zentraler Plattformen."(https://www.schulministerium.nrw.de/docs/Recht/Schulgesundheitsrecht/Infektionsschutz/300-Coronavirus/index.html) Ich kann diese Stellungnahme nur als zynisch empfinden. Die Landesregierung hat die Digitalisierung an den Schulen in den letzten Jahren nicht nennenswert vorangetrieben und erklärt jetzt in einer Notsituation, in der ohne Digitalisierung der Unterricht nicht aufrecht erhalten werden kann, Ausgaben in diesem Bereich als "überhastet". Es gehört zu den originären Aufgaben des Staates, die Voraussetzungen für die Durchführung des Unterrichts der schulpflichtigen Kinder zu gewährleisten. Müsste jetzt nicht zumindest das Parlament beginnen von der Landesregierung einzufordern, diese Aufgabe auch wahrzunehmen? Die Ungleichheit der Bildungschancen erhöht sich durch die Verweigerung der Digitalisierung nun weiter. Wie können Sie Ihren Wählern die Untätigkeit des Schulministeriums politisch erklären und im Hinblick auf Ihr Mandat als Abgeordneter verantworten?
Mit freundlichen Grüßen
S. K.